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Glasfaser-Zirkus in Kleinblittersdorf - "Auf keinen Fall bei beiden Unternehmen gleichzeitig einen Vertrag zu unterzeichnen"

Infoveranstaltung der Deutschen Glasfaser im Ruppertshofsaal in Auersmacher.
Infoveranstaltung der Deutschen Glasfaser im Ruppertshofsaal in Auersmacher.

Auersmacher. „Guten Tag, mein Name ist Benjamin Nietsch, ich bin Projektmanager bei der Deutschen Glasfasern. Uns gibt es noch, wir leben noch und wir wollen bei Ihnen ausbauen.“ So stellte sich der Mitarbeiter des Unternehmens Deutsche Glasfaser Holding vor zwei Wochen bei einer Info-Veranstaltung im Auersmacher Ruppertshofsaal vor. Benjamin Nietsch hatte kaum ausgesprochen, da kam aus dem Publikum schon die laute Zwischenfrage: „Wann?“

Etwa 120 Bürger kamen zu der Versammlung. Ende des vergangenen Jahres hatte die Deutsche Glasfaser die aufwendig beworbene Nachfragebündelung in den Ortsteilen Kleinblittersdorf, Auersmacher und Rilchingen-Hanweiler abgeschlossen und mitgeteilt, dass alle Hausbesitzer, die einen Vertrag unterzeichnet haben auch einen Glasfaseranschluss bekommen. Seit dem ist nichts mehr passiert. Es gab zwischenzeitlich in der Bevölkerung Gerüchte, die Deutsche Glasfaser sei pleite, sie fände keine Partnerunternehmen für den Tiefbau und der Glasfaserausbau würde wohl ins Wasser fallen. Auch Kleinblittersdorfs Bürgermeister Rainer Lang (SPD) machte sich Sorgen. „Die Bürger haben Verträge unterzeichnet und wissen nicht, wo sie dran sind. Hinzu kommt noch, dass es mit der Telekom noch ein weiteres Unternehmen gibt, das in den drei Ortsteilen für Glasfaseranschlüsse sorgen möchte und von Haustür zu Haustür mit Werbemaßnahmen zieht. Ich kann nur jedem empfehlen, auf keinen Fall bei beiden Unternehmen gleichzeitig einen Vertrag zu unterzeichnen“, so Rainer Lang im Vorfeld der Versammlung. Die Deutsche Glasfaser hatte im vergangenen Jahr die Bürger in der Gemeinde Kleinblittersdorf an den Haustüren über den Glasfaserausbau informiert und für ihre Tarife geworben.

Bürgermeister Rainer Lang geht der Glasfaser-Zirkus in seiner Gemeinde auch auf den Wecker.
Bürgermeister Rainer Lang geht der Glasfaser-Zirkus in seiner Gemeinde auch auf den Wecker.

Mitglieder des Gemeinderates erzählten von Unwahrheiten, die von den Mitarbeitern erzählt wurden und von Zuständen wie bei Drückerkolonnen. Die Deutsche Glasfaser antwortete damals: „Es liegt im ureigenen Interesse der Deutschen Glasfaser, alle Menschen mit Respekt zu behandeln und sie nicht unter Druck zu setzen. Deshalb sind auch alle unsere Vertriebsmitarbeiter angehalten, sich entsprechend zu verhalten. Wir arbeiten im Vertrieb mit professionellen Dienstleistern zusammen und haben in dieser Hinsicht seit Jahren gute Erfahrungen gemacht. Entsprechend niedrig ist die Zahl der Beschwerden, die bei uns eingeht.“ Das Kuriose: Zeitgleich zur Versammlung der Deutschen Glasfaser in dieser Woche in Auersmacher waren Mitarbeiter der Telekom im Ort unterwegs und warben für ihren Glasfaserausbau. Dabei berichtete eine Frau, dass sie von den Telekom-Mitarbeitern dazu gedrängt wurde, den Vertrag bei der Deutschen Glasfaser zu kündigen und zur Telekom zu wechseln.

Der Telekom-Mitarbeiter soll auch gesagt haben, dass die Deutsche Glasfaser ewig brauchen würde und die Telekom bis Ende des Jahres mit den Bauarbeiten fertig sei. Bei der Telekom nachgefragt, heißt es: „Wir haben mit unserem Vertriebspartner den Fall besprochen und der Mitarbeiter wurde zu seinem Vorgehen befragt: Er hat in Kleinblittersdorf ausführlich beraten und die Vorteile eines Telekom Vertrags herausgestellt. Das Netz der Telekom sowie der Service rund um den Anschluss sind durch viele unabhängige Tests ausgezeichnet und bieten dem Kunden einen großen Mehrwert. Wir nehmen jede Beschwerde sehr Ernst, können aber keinen Regelverstoß feststellen“, teilte die Telekom mit und bestätigt: Der Glasfaserausbau selbst wird nach aktueller Planung der GlasfaserPlus im Juli in Kleinblittersdorf starten und anschließend in Auersmacher und Rilchingen-Hanweiler weiter gehen. Vorbehaltlicher externer Faktoren, wie zum Beispiel der Witterungsverhältnisse, welche einen Einfluss auf den Tiefbau haben können, werden die Bauarbeiten bis Ende des Jahres fertiggestellt sein.“ Auch die Deutsche Glasfaser ließ im Ruppertshofsaal die Katze aus dem Sack. „Wir werden am 19. Juni mit den Arbeiten beginnen und davor schon Termine für Hausbesuche mit den Vertragskunden vereinbaren.

Wir starten in Kleinblittersdorf, dann kommt Auersmacher und dann Hanweiler. Im zweiten Quartal 2024 werden die ersten Kunden ans Netz gehen“, so die Deutsche Glasfaser. Bürgermeister Rainer Lang bleibt skeptisch. „Ich bin gespannt, ob es tatsächlich losgeht und wann letztlich alles fertig ist.“ Das nächste Kuriose dabei: Um die Glasfaseranschlüsse in die Häuser zu verlegen, müssen die Bürgersteige aufgerissen werden. Wenn jetzt in einer Straße die Deutsche Glasfaser Kunden hat und beispielsweise im August den Bürgersteig komplett aufreißt, kann den Anwohnern in der Straße im September das Gleiche noch einmal blühen, wenn die Telekom in der Straße ihre Kunden mit Glasfaser versorgen möchte. „Das kann im schlimmsten Fall passieren“, gibt sich der Bürgermeister wenig begeistert von einem möglichen Doppelaufriss-Szenario.

Text und Fotos: Heiko Lehmann