· 

Eine Bliesransbacherin geht bei der Tour de France an den Start

Johanna Schwöbel auf dem Rennrad auf einem Feld in Bliesransbach. Die 24-Jährige wird als Physiotherapeutin bei der Tour de France der Frauen am Start sein.
Johanna Schwöbel auf dem Rennrad auf einem Feld in Bliesransbach. Die 24-Jährige wird als Physiotherapeutin bei der Tour de France der Frauen am Start sein.

Bliesransbach. Wenige Stunden, bevor die Tour de France am 24. Juli in Paris zu Ende geht, haben auf dem gleichen Rundkurs in der französischen Hauptstadt die Frauen ihren großen Auftritt. Zum ersten Mal seit dem Jahr 2009 wird es eine acht Etappen lange Tour de France der Frauen geben, die am gleichen Tag beginnt, an dem die Tour de France der Männer endet. Zum ersten Mal wird auch eine Saarländerin mit dabei sein. Johanna Schwöbel aus Bliesransbach ist als Physiotherapeutin und Betreuerin des Teams Canyon SRAM mit am Start.

„Es wird bestimmt ultra spannend und ich bin jetzt schon ein bisschen nervös. Es ist das größte Ereignis im Frauen-Radsport in diesem Jahr“, sagt Johanna Schwöbel. Sie ist 24 Jahre alt und kommt aus einer Radsport begeisterten Familie. Papa Peter Schwöbel ist mehrmaliger Saarlandmeister im Radrennsport. Mama Anke Schwöbel ist Pressewartin des Radsportvereins Bliesransbach. Bruder Clemens Schwöbel ist mehrfacher Saarlandmeister im Einzelzeitfahren und ist in der Junioren-Bundesliga gestartet.

Johanna Schwöbel ist in ihrer Radsport-Karriere ein einziges Rennen gefahren. „Ich habe sofort gemerkt, dass mir das keinen Spaß macht. Mir fehlte dabei die Kunst“, sagt die Bliesransbacherin und muss lachen. Sie hat ihre Passion im Kunstradfahren gefunden und fährt seit acht Jahren für den TV Auersmacher Kunstrad. In diesem Jahr wurde sie Saarlandmeisterin im Einzel und Doppel. Bei den deutschen Meisterschaften landete sie schon einmal auf Platz neun.

 

Seit dem Jahr 2020 ist die 24-Jährige ausgebildete Physiotherapeutin. „Mich hat einfach die Verbindung von Sport und Medizin gereizt. Zudem mag ich den Umgang mit Menschen. Es ist ein Beruf, der mir wirklich Spaß macht und in dem ich voll aufgehe“, sagt Johanna Schwöbel, die in einer Praxis in Brebach arbeitet. Im Team Canyon SRAM fiel im vergangenen Jahr eine Physiotherapeutin aus. Auf der Suche nach Ersatz und wegen des Bekanntheitsgrads ihrer Familie in der Radszene wurde bei Johanna Schwöbel angeklopft. „Das musste im vergangenen Jahr sehr kurzfristig und schnell gehen. Ich habe sofort zugesagt und es hat alles wirklich super funktioniert“, berichtet sie.

Es hat so gut funktioniert, dass die Bliesransbacherin für weitere Rennen als Physiotherapeutin vom Team gebucht wurde. In diesem Jahr war sie bei Rundfahrten in London und Luxemburg dabei. Hinzu kam ein Ein-Tages-Rennen auf den Mont Ventoux und die komplette Tour de Swiss. „Es sind auf der einen Seite tolle Erlebnisse und spannende Zeiten, aber auf der andere Seite ist es auch eine harte und anstrengende Zeit“, sagt die Physiotherapeutin, die sich für die Tour de France der Frauen Urlaub nehmen musste.

„Es geht morgens schon sehr früh mit Vorbereitungen und vor allem mit Kochen von Reis für die Fahrerinnen los. Wir müssen darauf achten, dass die Fahrerinnen vor jeder der acht Etappen ausreichend essen. Das ist manchmal schwerer als man denkt“, erzählt Johanna Schwöbel von ihren täglichen Aufgaben und fügt hinzu: „Wenn die Etappe gestartet ist, fahren wir mit den Autos vor zu den Verpflegungspunkten und müssen unseren Fahrerinnen pünktlich bei der Durchfahrt ihre Getränke reichen. Nach den Etappen werden die Fahrerinnen physiotherapeutisch versorgt und in erster Linie massiert. Am Abend wird noch die ganze Wäsche des Tages gewaschen. Langweilig wird einem während den acht Etappen sicher nicht“, weiß die 24-Jährige.

 

Ihr Hauptaugenmerk liegt auf der Physiotherapie mit den Athletinnen. Durch ihre Hände kann sie erkennen, wo eventuell eine Verhärtung in der Muskulatur sitzt, die besondere Aufmerksamkeit erfordert. Auch wenn die Fahrerinnen ihres Rennstalls mit dem Ausgang der Tour de France wohl nicht viel zu tun haben werden, Johanna Schwöbels Ziel ist es, dass sie jeden Tag topfit an den Tag Start gehen können und es ihnen an nichts fehlt.

Text und Fotos: Heiko Lehmann.