Auersmacher/Sitterswald. „Die Reichen und Mächtigen wollen als Herren regieren. Sie nehmen sich alles, notfalls mit Gewalt“, hat Jesus-Darsteller Peter Lang mit ernster Mine am vergangenen Sonntag in der katholischen Pfarrkirche St. Josef in Sitterswald gesagt. Regisseur Josef Lang nickte und zog gleichzeitig die Augenbrauen nach oben. „Das war vor 2000 Jahren – wenn wir heute in Richtung Russland blicken, sehen wir noch das Gleiche. Die Menschen haben nichts gelernt“, sagte Lang, bevor die Probe in der Kirche weiterging.
An diesem Gründonnerstag, ab 19 Uhr, spielt der Theaterverein „Junge Bühne“ Auersmacher während des Gottesdienstes in Sitterswald die Abendmahl-Szene mit Jesus und seinen Jüngern.
Es ist eine Szene aus den Passionsspielen, die in Auersmacher alle fünf Jahre aufgeführt werden. Zuletzt sollte die Leidensgeschichte von Jesus Christus im Jahr 2020 im Auersmacher Ruppertshofsaal stattfinden. Doch nach nur wenigen Aufführungen musste vor zwei Jahren wegen Corona alles abgeblasen werden. Knapp 30 Aufführungen fielen aus. „Wir werden im kommenden Herbst wieder die Passion spielen. Unsere Schauspieler haben sich vor zwei Jahren akribisch vorbereitet und wollen auch alle spielen. Zumal in der Zwischenzeit auch andere Theaterstücke unseres Vereins ausgefallen sind. Wir wollen unseren Mitgliedern und dem Publikum wieder etwas bieten und haben uns für die Passion entschieden“, betonte Lang.
Er ist seit dem Jahr 1990 der Vorsitzende des Auersmacher Theatervereins. In diesem Jahr wird der Verein 60 Jahre alt.
An Pfingsten soll es deshalb ein Familienfest geben und zwei Theaterstücke für Kinder sollen aufgeführt werden. „Natürlich ist alles abhängig von der Entwicklung des Corona-Virus. Das gilt auch für die Passion“, erklärte Lang. Genau wie das Abendmahl am Donnerstag sollen die Passionsspiele mit 16 Aufführungen im September und Oktober in der Kirche in Sitterswald stattfinden. Es wird aufwändige Aufbauarbeiten geben, damit etwa 130 Schauspieler und etwa 300 Gäste im Publikum Teil eines besonderen Erlebnisses werden können.
Doch wieso finden die Passionsspiele überhaupt in der Sitterswalder Kirche statt? „Wenn im Herbst wieder alle Veranstaltungen stattfinden dürfen, können wir mit unserem Verein nicht zwei Monate den Ruppertshofsaal in Auersmacher belegen. In dieser Zeit wollen auch andere Vereine ihre Feste feiern.
Die Kirche in Sitterswald ist von der Größe ideal und es wird etwas ganz Neues für alle Beteiligten sein“, meinte Lang. Die Passion wird in Auersmacher schon seit Jahrzehnten gespielt. Im Jahr 1985 flogen die Auersmacher Schauspieler in die USA und führten dort die Passion auf. Auch in anderen Ländern war die Junge Bühne mit diesem Christus-Stück zu Gast. In diesem Jahr geht es ins benachbarte Sitterswald, wo es am Donnerstag ab 19 Uhr schon einen kleinen Vorgeschmack gibt.
Wer sich die etwa 20-minütige Szene des Abendmahles anschauen möchte, muss sich im Vorfeld im Pfarrbüro, Tel. (0 68 05) 12 58, telefonisch anmelden. Die Kapazität ist wegen Corona auf 120 Plätze begrenzt und es gilt Maskenpflicht. Das teilte das Pfarrbüro mit. Der Eintritt ist kostenlos.
Text und Fotos: Heiko Lehmann