Auersmacher. „Wir brauchen noch etwas mehr Fett und gleich kann auch schon der Lyoner dazu“, ruft Susanne Groß im Pfarrgarten in Auersmacher. 30 Sekunden später kommen Iris Lonsdorfer und Christina Stoll aus dem Pfarrhaus mit einem großen Behälter voll geschnittener Fleischwurst und kippen diese in eine noch größere Pfanne. „Die Pfanne hat uns das Seniorenheim in Auersmacher geliehen. Als wir das letzte Mal gekocht hatten, bekamen wir den Kocher und einen großen Topf von der Feuerwehr. So ist das bei uns in Auersmacher. Man hilft sich gegenseitig“, sagt Susanne Groß weiter. Sie ist die Vorsitzende der katholischen Frauengemeinschaft in Auersmacher – und die hat sich zum zweiten Mal in diesem Frühjahr etwas Besonderes einfallen lassen. Zehn Frauen haben einen ganzen Tag lang für obdachlose Menschen in Saarbrücken gekocht.
Im Januar gab es Kartoffelsuppe mit Würstchen und im April gibt es Lyonerpfanne, Salat und als Nachspeise Pudding. „Wir haben normalerweise übers Jahr verteilt viele Veranstaltungen mit und für unsere Mitglieder. Wegen Corona konnten wir aber seit zwei Jahren nichts machen und so kamen wir irgendwann auf die Idee für bedürftige Menschen zu kochen“, erzählt Susanne Groß. Mit dem Verein Ingos kleine Kältehilfe – Hand in Hand fanden die Auersmacher Frauen den richtigen Adressaten.
Die Kältehilfe versorgt das ganze Jahr über obdachlose und bedürftige Menschen in Saarbrücken.
Von November bis April gibt es jeden Abend um 20 Uhr in der Stengelstraße (ehemaliges Gasthaus „Lehrer Lämpel“) kostenloses warmes Essen und Getränke für arme Menschen. Von Mai bis Oktober gibt es das Essen dreimal pro Woche – mittwochs, freitags und sonntags. Der Verein Ingos kleine Kältehilfe – Hand in Hand ist auf die Hilfe von außerhalb angewiesen und deshalb auch sehr dankbar. „Es ist toll wie sich die Menschen engagieren und helfen. Etwa 80 Prozent sind es Privatpersonen, die für uns kochen. Der Rest sind Vereine, Organisationen oder auch Parteien. Es gibt Menschen, die kochen dreimal im Monat für uns und andere einmal pro Saison. Das ist unterschiedlich“, sagt Petra Therre.
Sie ist die stellvertretende Vorsitzende des Vereins und kümmert sich um den Kochplan. „Der Plan steht immer etwa drei Wochen im Voraus. Es kommt auch schon mal vor, dass uns Leute absagen und dann springen wir ein. Wenn die Zeit zum Kochen nicht mehr ausreicht, dann kommen auch schon mal Ravioli aus der Dose auf den Tisch, aber das ist ganz selten“, erzählt Petra Therre weiter. Gekocht werde immer für 65 Personen.
Die katholischen Auersmacher Frauen hatten am Tag zuvor die Thermobehälter bei der Kältehilfe abgeholt und haben sie mit der Lyonerpfanne gefüllt zurückgebracht. Der Salat mit vier Liter selbstgemachter Salatsoße, dem Pudding als Nachtisch und Getränken gab es noch dazu. „Wir haben etwa 300 Euro investiert. Bei der Kartoffelsuppe waren es etwa 200 Euro. Wir hatten bei dem Kochen auch einen schönen Tag und viel Spaß. Zudem ist es für einen guten Zweck. Wir wollen das nun öfter machen“, sagt Susanne Groß.
Bildergalerie Auersmacher Frauen kochen für Kältehilfe
Wie die Kältehilfe mitteilte, wird das Essen auch benötigt, da es immer mehr Bedürftige werden. „Früher kamen fast ausschließlich Obdachlose zu uns. Heute sind es arme Menschen aus allen Altersschichten. Die Armut hat sich ausgeweitet“, sagt Petra Therre.
Während bei der Kältehilfe die Saison auch über den Sommer weitergeht, hat das Kältezelt in Saarbrücken seit dem 13. März geschlossen. Der Verein „Kältebus – Hilfe für obdachlose Menschen im Winter“ stellt in jedem Jahr in der kalten Jahreszeit einen Kältebus oder ein Kältezelt am Römerkastell in Saarbrücken auf. Auch dort wurde im vergangenen Winter jeden Abend an bedürftige Menschen gekochtes Essen ausgeteilt. „Es war eine sehr intensive Saison und auch bei uns war die Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung sehr groß. Ein großes Dankeschön an alle, die geholfen haben“, sagt Stefanie Olinger vom Kältebusverein.
Text und Fotos: Heiko Lehmann.