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Ein Güdinger Pflegeheld, der in Ensheim seine Bestimmung gefunden hat

Ruwen Klein aus Güdingen hat als Auszubildender zum Pflegefachmann in Ensheim seine berufliche Bestimmung gefunden. Er belegte bei der Wahl zu Saarlands Pflegehelden den zweiten Platz
Ruwen Klein aus Güdingen hat als Auszubildender zum Pflegefachmann in Ensheim seine berufliche Bestimmung gefunden. Er belegte bei der Wahl zu Saarlands Pflegehelden den zweiten Platz

Ensheim. „Er zieht sich gerade noch um und kommt gleich – dauert nur zwei Minuten“, sagt Karen Schwarz, die Einrichtungsleiterin des Ensheimer Awo-Seniorenzentrums „Landhaus im Hofgarten“. „Ich habe selten einen Menschen gesehen, der mit so viel Hingabe seinem Beruf nachgeht. Er sieht Sachen, die vielen anderen gar nicht auffallen“, sagt Karen Schwarz und nennt Beispiele. „Die Bewohner kommen morgens aus ihren Zimmern, sind rasiert, die Fingernägel sind geschnitten, und sie sind gut angezogen. Die Bewohner strahlen richtig, wenn sie ihr Zimmer verlassen“, sagt die Einrichtungsleiterin und schreibt dieses Strahlen in den Gesichtern Ruwen Kleins Arbeit zu.

 

Der 32-Jährige ist bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) seit eineinhalb Jahren in der Ausbildung zum Pflegefachmann. Und als Ruwen Klein dann zwei Minuten später in seiner Arbeitskleidung durch das Treppenhaus zum Eingang läuft, bekommt man ein Gefühl dafür, welchen Stellenwert der Azubi hat. Bewohner klopfen gegen die Glastüren, winken ihm zu und verteilen Handküsschen. „Meine Mutter hat mir vor Kurzem gesagt, dass ich mittlerweile ganz anders lebe und auftrete. Das haben mir auch schon Freunde bestätigt“, sagt Klein.

Die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann ehrte den gebürtigen Güdinger vor zwei Wochen als einen von drei saarländischen Pflegehelden. Vom Gesundheitsministerium gab es dafür 500 Euro, und die Awo legte aufgrund der herausragenden Arbeit des 32-Jährigen noch 500 Euro drauf. „Was ich hier in eineinhalb Jahren an Liebe und Anerkennung bekommen habe, habe ich so in meiner beruflichen Karriere noch nie erlebt, das ist unglaublich“, sagt der 32-Jährige.

Mit 16 Jahren startete Ruwen Klein direkt nach der Schule eine Ausbildung zum Maler und Lackierer. Er dachte nicht groß darüber nach und nahm das erstbeste Angebot an. „Ich wollte einfach Geld verdienen und mir Sachen wie eine Wohnung und ein Auto leisten können. Das war damals wichtig“, blickt er zurück. 14 Jahre lang arbeitete der Güdinger als Maler und Lackierer. „Die Firma war toll, die Arbeitskollegen waren toll, und ich habe gutes Geld verdient. Aber es war nicht mein Ding, das habe ich immer mehr gespürt. Ich arbeitete einfach nur noch und war ansonsten nur noch selten gut drauf“, erzählt Klein aus seiner Vergangenheit.

 

Wenn er von schönen Momenten spricht, dann erzählt er von seiner Hilfe für alte Menschen. Schon in seiner frühen Jugend ging er mit Senioren spazieren, kaufte für sie ein oder führte ihre Hunde aus.

Natürlich konnte ich dadurch mein Taschengeld ein bisschen aufbessern, aber das hat mir auch richtig viel Spaß gemacht“, sagt er. Und dann kam der Maler eher zufällig mit einem Kunden ins Gespräch. Der Kunde arbeitete bei der Arbeiterwohlfahrt. Er empfahl Ruwen Klein, ein Praktikum bei der Awo zu versuchen. „Ich weiß noch ganz genau, als er anrief und nach dem Praktikum fragte. Bereits nach ein paar Wochen war klar, dass wir ihm einen Ausbildungsplatz geben. Und wenn die Ausbildung zu Ende ist, wird er natürlich auch fest angestellt“, sagt Karen Schwarz.

Kristina Schmidt, die Pflegedienstleiterin bei der Awo, fasst es in einem Satz zusammen. „Ich glaube, Ruwen Klein hat seine Bestimmung gefunden.“ Er geht in seinem neuen Beruf voll auf. An Silvester hat er im Landhaus eine Party mit Musik und Tanz organisiert. Er nimmt sich Zeit für die Bewohner des Seniorenheims, auch wenn er gerade in seiner Ausbildung woanders arbeitet. „Ich bin zurzeit im Kinderhospiz in Merchweiler, aber ich schaue regelmäßig in Ensheim vorbei“, sagt er.

Doch der Beruf stellt ihn auch vor Herausforderungen. Bewohner in Seniorenheimen sterben, und Klein verliert dadurch lieb gewonnene Menschen. Vor einem Monat kam der 32-Jährige auch am Wochenende ins Landhaus nach Ensheim, da eine Bewohnerin und gute Freundin im Sterben lag.

 

Ja, das ist oft auch traurig, aber ich empfinde es als Ehre, dass ich liebe Menschen auf ihren letzten Metern hier auf der Erde begleiten darf. Für mich sind das keine Schattenseiten“, sagt der glückliche Pflegeheld, der in seinem Leben eine große Veränderung gewagt hat – und beruflich endlich dort angekommen ist, wo er hinwollte.

Text und Fotos: Heiko Lehmann.