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Exzessives Fällen von Bäumen? Gerüchte um Waldflächen in Kleinblittersdorf

Dieses etwa 50 Hektar große Waldstück in Kleinblittersdorf gehört dem Regionalverband. Die Grünen hätten gerne, dass es die Gemeinde kauft.
Dieses etwa 50 Hektar große Waldstück in Kleinblittersdorf gehört dem Regionalverband. Die Grünen hätten gerne, dass es die Gemeinde kauft.

Kleinblittersdorf. Es waren sehr deutliche Vorwürfe in Richtung Regionalverband, die vor der vergangenen Gemeinderatssitzung in Kleinblittersdorf (Dezember) vom Bündnis 90/Die Grünen kamen. Der Regionalverband mache mit seinem Teilstück im Kleinblittersdorfer Wald, was er wolle. Von massiven und exzessiven Rodungen war die Rede und von einer großen Waldschneise, durch die das Regenwasser ungehindert in den Ort laufen könne. Die Grünen formulierten sogar einen Beschlussvorschlag und beauftragten darin die Gemeindeverwaltung, diesen Teil des Waldes dem Regionalverband abzukaufen, um danach selber das Heft des Handelns in der Hand zu haben. Da die Försterin des Gemeindewaldes in der Sitzung des Rates allerdings krankheitsbedingt fehlte und so keine Erklärung abgeben konnte, wurde der Punkt von der Tagesordnung genommen und verschoben.

Bei einem Rundgang erklärte Saarforst-Förster Ernest Ptok, warum die Verkehrssicherungsmaßnahmen durchgeführt werden mussten.
Bei einem Rundgang erklärte Saarforst-Förster Ernest Ptok, warum die Verkehrssicherungsmaßnahmen durchgeführt werden mussten.

Vielleicht sogar zum Glück für die Gemeinde. Denn nach Recherchen unserer Zeitung stellte sich die Situation völlig anders dar, als von den Grünen dargestellt. Bei dem Waldstück handelt es sich um eine etwa 50 Hektar große Fläche, die etwa vom Waldfriedhof in Kleinblittersdorf bis fast zu den ersten Häusern in Auersmacher reicht. Der Regionalverband bestätigte, dass er im Besitz der Waldfläche ist, teilte aber auch mit, dass er von einer angeblich geplanten Rodung nichts wisse. „Das Waldstück wird durch den Regionalverband überhaupt nicht bewirtschaftet, und das ist in den kommenden Jahren auch nicht vorgesehen“, teilte der Regionalverband mit.

 

Die Grünen sollen inzwischen schon von vielen Spaziergängern auf die Baumfällungen angesprochen worden sein. Und tatsächlich ist neben einem Waldweg in dem Gebiet deutlich zu erkennen, dass Arbeiten im Wald stattfanden und auch Holz entnommen wurde. Doch wer war das? „Ich war es“, sagt Förster Ernest Ptok und lacht. Er ist beim Saarforst angestellt. Der Saarforst kümmert sich im Auftrag der Saarland-Heilstätten GmbH (SHG) um einen Teil des Regionalverbandwaldes. Die SHG betreibt mitten im Wald seit Jahren eine Kinder- und Jugendpsychiatrie, und hat auch einen Teil des Waldes vom Regionalverband gepachtet. „Wir mussten im vergangenen Jahr zweimal Verkehrssicherungsmaßnahmen durchführen. Einmal mussten wir 24 Buchen neben der Straße zur Psychiatrie entnehmen, die wegen Trockenschäden eine Gefahr wurden. Hierfür habe ich auch die Rechnung. Die Beseitigungskosten waren 4200 Euro und der Erlös durch den Holzverkauf 1400 Euro“, erklärt Ernest Ptok.

Das Falsches Weiße Stengelbecherchen ist die Ursache, warum in den saarländischen Wäldern aktuell so viele Eschen absterben. Gegen den aus Asien eingeschleppten Pilz ist noch kein Kraut gewachsen.
Das Falsches Weiße Stengelbecherchen ist die Ursache, warum in den saarländischen Wäldern aktuell so viele Eschen absterben. Gegen den aus Asien eingeschleppten Pilz ist noch kein Kraut gewachsen.

Ähnlich war die Situation neben dem Waldweg. „Dort gibt es, wie über all in den Wäldern, ein Eschentriebsterben, das durch den aus Asien eingeschleppten Pilz - Falsches Weißes Stengelbecherchen - verursacht wird. Der Pilz geht auch an die Wurzeln, so dass die Bäume irgendwann umfallen. Hier mussten wird neben dem Weg 20 große und 20 kleine Eschen entfernen. Auch hier kostete die ganze Sache am Ende etwa 3000 Euro“, so der Förster. Er erklärte auch, dass Verkehrssicherungsmaßnahmen wegen des Dominoeffektes (Große Bäume fallen auf andere und diese dann auf die Straße) bis 40 Meter in den Wald hinein gehen können. Durch die Regenfälle in den vergangenen Tagen, sah man auch, dass das Wasser einen Weg entlang in einen Kanal läuft. „Das Wasser sollte eigentlich durch diesen Graben laufen, doch der Graben ist zugewachsen. Das Wasser läuft zwar weiterhin am Straßenende ganz normal in einen Kanal, doch der Graben und der Weg müssten unbedingt erneuert werden“, so Ernest Ptok. Das wären Kosten, die der Regionalverband tragen müsste, denn der Pachtvertrag zwischen SHG und Regionalverband läuft in diesem Jahr aus und die SHG möchte, wie schon berichtet, den Betrieb der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Kleinblittersdorf aufgeben. Wie der Regionalverband auf Anfrage mitteilte, wäre er nicht abgeneigt, das große Waldgrundstück der Gemeinde zu verkaufen. Nach Informationen der SZ kostet ein Quadratmeter Wald etwa zwei Euro. 50 Hektar sind 500 000 Quadratmeter und die würden somit etwa eine Million Euro kosten. Hinzu kämen dann noch die jährlichen Verkehrssicherungsmaßnahmen, die im vergangenen Jahr etwa 6000 Euro betrugen und Wege, die erneuert werden müssen. Zudem hätte die Gemeindeförsterin ein um 50 Hektar größeres Waldgebiet, um das sie sich kümmern müsste. Das abschließende Statement von den Grünen: „Insgesamt widerspricht das Ganze nicht dem, was wir beantragt hatten. Wir haben in einem zweiten Antrag auch formuliert, dass die Gemeinde den gesamten Wald in der Gemeinde selber bewirtschaften soll, und zwar im Sinne aller Bürger. Letztes Jahr haben die Verkehrssicherungskosten dort einmalig 6 000 Euro gekostet. Das machen die dort bei Weitem nicht jedes Jahr. Das hört sich an, als würde uns der Wald jedes Jahr riesige Summen kosten, nur dafür, dass es ihn gibt. Auch beim dem Verkauf des Waldes geht es nicht darum, dass der Regionalverband uns den Wald für eine Million Euro verkauft. Wir arbeiten schließlich zusammen und sitzen in einem Boot. Wir zahlen jedes Jahr viele Millionen Euro Regionalverbandsumlage, was der größte große Kostenfaktor in unserem Haushalt darstellt“, so die Mitteilung der Grünen.

Text und Fotos: Heiko Lehmann