· 

Anton, das entlaufene Kamerun-Schaf ist wieder da

Anton das Kamerun-Schaf ist wieder da und genießt in der Gemeinde Kleinblittersdorf gerade den Sommer seines Lebens.
Anton das Kamerun-Schaf ist wieder da und genießt in der Gemeinde Kleinblittersdorf gerade den Sommer seines Lebens.

Auersmacher. Anton, das entlaufene Kamerun-Schaf in der Gemeinde Kleinblittersdorf ist wieder aufgetaucht. Seit einer Woche macht es sich der Schafbock in einem Wohngebiet an der Bliesgersweiler Mühle gemütlich. Die Grundstücke in dem Wohngebiet sind etwa 200 Meter von der Landesstraße 106 entfernt, haben sehr große Wiesenflächen und liegen direkt am Wald.

„Anton kommt sogar bis auf den Rasen vor unserem Haus und sonnt sich dort. Wenn er Lust hat, holt er sich einen Apfel vom Baum“, sagt eine Anwohnerin. Sie und andere Anwohner haben sich mit dem Kamerun-Schaf fast schon angefreundet. „Wir haben im Frühjahr einen Teil der Wiese mit einheimischen Wildpflanzen und Kräutern gepflanzt. Auf die steht er ganz besonders. Ich glaube, der erlebt gerade den Sommer seines Lebens und muss sich wie im Paradies fühlen“, sagt eine andere Anwohnerin.

 

Kein Ende als Hauptspeise

 

Am 20. Juli trat Anton vom französischen Blies-Guersviller aus seine Flucht an. Er lebte bis dahin auf einem Bauernhof direkt an der Grenze zu Deutschland. Gerüchten zufolge sollte Anton an jenem 20. Juli an eine Familie verkauft werden und bei einer großen Feier als kulinarischer Hauptgang dienen. Doch Anton hatte den Braten scheinbar gerochen und büxte aus. Er verzog sich in den Wald zwischen Auersmacher und Sitterswald und war weder von dem Landwirt noch von der Käuferfamilie einzufangen.

Auch die Polizei scheiterte mehrfach bei dem Versuch, Anton an die Leine zu legen. Es wurde befürchtet, Anton könnte auf die Landstraße laufen und womöglich einen Unfall verursachen. „Er ist einfach sehr schreckhaft und läuft bei jedem fremden Geräusch davon. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er auf die Straße läuft“, sagte eine Tierschützerin, die Anton zusammen mit zwei Freundinnen einfangen und ihn zu einer anderen Schafherde in Rilchingen-Hanweiler bringen wollte.

Der Landwirt und Besitzer des Kamerun-Schafes gab dazu angeblich sein Einverständnis. Die Frauen wollten andere Schafe auf eine Wiese im Wald zwischen Auersmacher und Sitterswald bringen, um so Anton anzulocken. Doch Anton schien auch diesen Braten gerochen zu haben. Plötzlich war er von einem auf den anderen Tag verschwunden und tauchte nirgends mehr auf.

Schreckhafter Bock, der guten Dünger hinterlässt

 

In der Woche davor gingen täglich Meldungen bei der Polizei ein, dass Anton irgendwo von Auersmachern oder Sitterswaldern gesehen wurde. Diese Meldungen gab es plötzlich nicht mehr und es kamen Gerüchte auf, dass das Schaf gefangen wurde. Doch die Gerüchte stellten sich nun als falsch heraus.

Anton ist wieder da und sieht fitter aus denn je. An seiner Schreckhaftigkeit hat sich nichts geändert. Drei Versuche, das Schaf aus der Nähe zu fotografieren, scheiterten kläglich – und Anton war schneller im Wald verschwunden, als man gucken konnte. Erst beim vierten Versuch hat es funktioniert. „Wenn wir mittlerweile auf der Terrasse sind, stört es ihn nicht mehr, und er bleibt auf der Wiese liegen. Wenn man aber auf ihn zu geht oder das Auto anmacht oder irgendein anderes Geräusch, das er nicht kennt, dann ist er sofort weg“, sagt eine Anwohnerin.

Der Landwirt bringt regelmäßig Futter und platziert es dort, wo sich Anton zurzeit aufhält. Die Idee dahinter ist, Anton zutraulicher zu machen, um ihn vielleicht doch irgendwann einfangen zu können. Wenn es nach den Einwohnern in dem Wohngebiet geht, kann Anton gerne bleiben. „Ihm geht es gut und er ist ein lustiger Geselle. Er genießt seine Freiheit, und das finden wir toll. Seiner Hinterlassenschaften sind zwar da, aber das ist auch guter Dünger“, sagt eine weitere Anwohnerin.

 

Gemeinde will sich mit Besitzer unterhalten

 

Aus der Literatur zu Kamerun-Schafen geht hervor, dass ihm Kälte nichts ausmacht, da er im Winter eine dichte Unterwolle bildet, die im Frühjahr wieder abgestoßen wird. Kamerum-Schafe, die in erster Linie für die Fleischerzeugung gehalten werden, sollen sehr widerstandsfähige und anspruchslose Tiere sein. Also wäre es theoretisch möglich, dass die Gemeinde Kleinblittersdorf sozusagen ein Gemeindeschaf bekommt, das sich vielleicht überall frei bewegen kann.

Bei der Gemeindeverwaltung von Kleinblittersdorf heißt es, dass sich die Verwaltung diesbezüglich mit dem Landwirt und Besitzer unterhalten möchte. Ein Problem könnte lediglich die Angst sein, dass Anton auf der L106 einen Unfall verursachen könnte. „Die Gemeinde kümmert sich ja auch nicht um jedes Wildschwein, und von denen rennen fast täglich welche über die Straßen. Von mir aus kann Anton frei bleiben, und wenn er möchte, auch bei uns hier oben herum laufen“, so eine Anwohnerin.

Wie es mit der tierischen Sommergeschichte in der Gemeinde Kleinblittersdorf weitergeht und ob es für Anton ein Happyend gibt, ist offen. Klar scheint aber, dass der Kamerad ohne eine größere organisierte Aktion oder ohne Betäubungsgewehr wohl kaum einzufangen ist.

Text und Fotos: Heiko Lehmann