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Fußball in Sitterswald ist Geschichte - was wird aus dem Braschenplatz?

Der Sportplatz in Sitterswald von oben.
Der Sportplatz in Sitterswald von oben.

Sitterswald. Im Jahr 1948 wurde der SV Sitterswald gegründet. Jugendliche und Männer aus dem Ort wollten unbedingt zusammen und organisiert Fußballspielen. 73 Jahre später, im Sommer 2021 beginnt die erste Saison des Saarländischen Fußballverbandes, bei der der SV Sitterswald seit der Gründung weder eine Jugendmannschaft noch eine Aktivenmannschaft gemeldet hat. In Sitterswald gibt es jetzt keinen Fußballverein mehr. „Wir hatten noch sechs aktive Spieler und damit können wir keine Mannschaft melden. Dafür brauchst du mindestens 16 Spieler“, sagt Hans-Jürgen Jung. Er ist eigentlich Volleyballer und hat im Jahr 2019 die Vereinsführung übernommen. Der Untergang der Sitterswalder Fußballabteilung zeichnete

Hans Jürgen Jung, der Vorsitzende des SV Sitterswald.
Hans Jürgen Jung, der Vorsitzende des SV Sitterswald.

Der Untergang der Sitterswalder Fußballabteilung zeichnete sich aber schon Jahre zuvor ab – ein Problem des demographischen Wandels. Die alten Sitterswalder Fußballer hängten ihre Schuhe irgendwann an den berühmten Nagel und der Nachwuchs in dem 1455-Seelen-Dorf (Stand: 16. August 2021) wurde immer weniger. Dennoch wollte der Verein nicht aufgeben und vor allem Trainer Volker Wannemacher tat alles dafür, dass der Fußball in Sitterswald am Leben blieb. In den vergangenen vier Jahren bestand die erste Aktivenmannschaft des SVS fast ausschließlich aus syrischen Flüchtlingen. Was relativ euphorisch begann, entpuppte sich jedoch als nicht zukunftsfähig. „Die Flüchtlinge kamen nur zu den Spielen und kaum ins Training. Nach den Spielen waren sie sofort verschwunden und wenn mal ein Spieler etwas talentierter war, bekam er woanders ein paar Euro und war weg. Zudem kamen kaum Sitterswalder auf den Sportplatz, um diese Mannschaft zu sehen“, erklärt Hans-Jürgen Jung.

 

Die Volleyballer übernahmen im Jahr 2019 erstmals in der Geschichte des Vereins die Vereinsführung. Von den ehemaligen Fußballern waren nur noch wenige bereit, etwas zu tun. Der Verein hat aktuell sechs Volleyball-Mannschaften (vier Jugend) und eine Tischtennismannschaft. Freitags trainieren Kinder zwischen fünf und sieben Jahren mit einer Trainerin allgemeine Bewegung, wozu auch Fußball zählt. „Das sind Kinder, die zu alt sind für das Mutter- und Kind-Turnen. Denen geben wir die Möglichkeit, bei uns weiterzumachen“, erklärt der Vorsitzende.

Jürgen Laschinger, der Ortsvorsteher von Sitterswald.
Jürgen Laschinger, der Ortsvorsteher von Sitterswald.

Der SVS möchte demnach versuchen, wieder eine Fußballmannschaft aufzubauen. „Wir versuchen es und warten ab, ob sich im kommenden Jahr Spieler finden. Vielleicht gibt es ja auch den Corona-Boom und in fünf oder sechs Jahren haben wir wieder genug Kinder“, hofft Hans-Jürgen Jung. Doch selbst dann wird es schwierig. Während alle Orte rundherum Naturrasen- und Kunstrasenplätze haben, hat der SV Sitterswald nur einen Braschenplatz. Dort spielen fast täglich Kinder Fußball, da alle anderen Sportplätze in der Gemeinde mittlerweile eingezäunt sind.

Bei der Gemeindeverwaltung in Kleinblittersdorf liegen schon länger Pläne in der Schublade, um aus dem Sportplatz ein weiteres Wohngebiet zu machen. „Wir werden dem Verein Zeit geben, eine neue Fußballmannschaft zu finden. Wir schauen uns die Entwicklung an, aber irgendwann muss der Gemeinderat eine Entscheidung fällen“, sagt Rainer Lang, der Bürgermeister der Gemeinde Kleinblittersdorf. Jürgen Laschinger, der Ortsvorsteher von Sitterswald, der früher selber aktiver Fußballer war, sagt: „Es wäre wirklich schade, wenn es in Sitterswald keinen Fußball mehr gäbe. Der Verein versucht alles, das weiß ich. Es wäre auch noch offen, was mit dem Platz passieren würde. Dort muss nicht unbedingt ein Baugebiet entstehen.“

 

Im September beginnen neben dem Sportplatz die Arbeiten für eine Mehrgenerationen-Fitnessanlage mit Multifunktionsfeld. Das Clubheim des SVS hat mittwochs und freitags nach wie vor geöffnet und wird vom Vereinsvorstand geführt. „Mittwochs kommen Darts-Spieler und wir melden vielleicht eine Darts-Mannschaft. Es kommen auch Menschen aus dem Ort, um etwas zu trinken und sich zu unterhalten“, sagt Hans-Jürgen Jung. Ob das alles aber letztlich darin endet, dass in Sitterswald wieder Fußball gespielt wird, ist fraglich. Gut möglich, dass in dem kleinsten Ort der Gemeinde Kleinblittersdorf Fußball endgültig Geschichte ist.  

Text und Fotos: Heiko Lehmann.