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Bliesransbacher Jäger retten vielen Rehkitzen das Leben

Jäger aus Bliesransbach retten Rehkitzen das Leben.
Jäger aus Bliesransbach retten Rehkitzen das Leben.

Bliesransbach. Seit vergangenem Freitag müssen acht Jäger aus Bliesransbach bereits morgens um vier Uhr raus in die Natur. Sie sind täglich um diese Uhrzeit auf einer besonderen Jagd nach Rehkitzen – um ihnen das junge Leben zu retten. Drohnen-Pilot Christian Fisguss fliegt ein großes Wiesenstück neben dem Wintringer Hof mit einer Drohne ab und meldet sofort, wenn er auf der Wärmebildkamera ein Rehkitz im hohen Gras entdeckt.

 

Dann marschieren die Jäger los, markieren die Stelle, wo das Kitz liegt oder tragen das Kleine aus der Wiese. „In diesem Stadium schrecken die Kitze noch nicht auf und laufen auch nicht weg, wenn Gefahr droht. Sie bleiben einfach liegen“, erklärt Jäger Michael Kessler. Er hat die mehrere Tausend Euro teure Drohne privat finanziert.

Drohnen-Pilot Christian Fisguss fliegt über ein großes Wiesenstück neben dem Wintringer Hof.
Drohnen-Pilot Christian Fisguss fliegt über ein großes Wiesenstück neben dem Wintringer Hof.

Es geht ihm um das Tierwohl. Die Landwirte um Bliesransbach herum machen mit und geben den Jägern rechtzeitig Bescheid, bevor sie ihre Wiesen mähen. Schneidwerke, die rund zehn Meter breit, und Traktoren, die locker 30 Kilometer pro Stunde schnell sind – da kann sich jeder vorstellen, was passiert, wenn die Rehkitze vor der Gefahr nicht aufgeschreckt werden und davonrennen. „In der vergangenen Woche konnten auf einem Feld am Hartungshof elf Kitze gerettet werden, und es kommen täglich neue dazu, die wir so vor grausamen Qualen und dem Tod retten können“, sagt Michael Kessler.

Wenn die Jäger in Bliesransbach mit ihrer Arbeit beginnen, sitzt Heiner Kausch aus Völklingen bereits eine halbe Stunde im Auto. Am Montag wurde der Kreisjägermeister von einem Landwirt aus St. Wendel gefragt, ob er mit der Drohne über zu mähende Wiesen fliegen kann, um Kitze ausfindig zu machen.  

Ein kleines Rehkitz konnte gerettet werden.
Ein kleines Rehkitz konnte gerettet werden.
Zwei Rehkitze liegen im hohen Gras.
Zwei Rehkitze liegen im hohen Gras.

Für Heiner Kausch war um 3.30 Uhr Abfahrt. Bis etwa sieben Uhr wird geflogen. Und danach geht es für ihn, wie für die Bliesransbacher, zur Arbeit. Da es zurzeit erst vier Drohnen mit Wärmebildkamera unter den saarländischen Jägern gibt, fährt Heiner Kausch durch das ganze Saarland und hilft. „Ich habe jetzt 14 Einsätze hinter mir und konnte schon 54 Kitze retten. Die Saison geht bis Ende Juni“, sagt Heiner Kausch.

Er möchte die Anzahl solcher Drohnen im Saarland für das kommende Jahr unbedingt auf zehn erhöhen und hofft auf Fördergeld. „Zudem brauchen wir Leute, die mit einer Drohne richtig umgehen können. Um richtig fliegen zu können, braucht man schon Übung“, sagt der Kreisjägermeister.

 

Das starke ehrenamtliche Engagement der Jäger wird vielerorts gewürdigt, es gibt aber auch Vorwürfe, dass die Jäger die Rehe doch irgendwann abschießen würden.

Jäger Michael Keßler mit eine Drohne mit Wärmebildkamera.
Jäger Michael Keßler mit eine Drohne mit Wärmebildkamera.

„Es geht hier um das Wohl der Tiere. Wer schon mal ein Rehkitz schreien gehört hat, dem die Beine von einem Mähwerk abgeschnitten wurden, der würde mit solchen Vorwürfen nicht kommen“, sagt Michael Kessler.

Doch längst nicht alle Landwirte machen bei der Drohnen-Aktion mit. Im vergangenen Jahr hat ein Landwirt im Nordsaarland 13 Rehkitze in einem Feld zu Tode gemäht. Ihm wird aktuell der Prozess gemacht, und es droht eine empfindliche Strafe. „Wenn ich täglich unterwegs bin, sehe ich gemähte Felder, von denen ich weiß, dass da keiner drübergeflogen ist. Auf der anderen Seite gibt es aber zu wenige Drohnen, um alle Anfragen zu bedienen“, sagt Heiner Kausch.

Das soll sich ab dem kommenden Jahr ändern. Dann hoffen die Jäger auf noch mehr Unterstützung aus der Luft.

 

An der Tatsache, dass sie dennoch von Mitte Mai bis Ende Juni fast täglich mitten in der Nacht aufstehen und Rehkitze retten, wird sich so schnell aber nichts ändern.

Text und Fotos: Heiko Lehmann