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Sebastian Haßler aus Kleinblittersdorf sammelt in seiner Freizeit unseren Müll ein

Sebastian Haßler ist Doktor der Naturwissenschaften und sammelt in seiner Freizeit Müll.
Sebastian Haßler ist Doktor der Naturwissenschaften und sammelt in seiner Freizeit Müll.

Kleinblittersdorf. Eine weggeworfene Corona-Maske mit vielen Deutschland-Fahnen drauf, weggeworfen mitten in der Natur – ausgerechnet am ersten Tag der Fußball-Europameisterschaft. Ein schlechtes Omen? Sebastian Haßler ringt sich gerade mal ein Schmunzeln ab. „Ich habe in zwei Tagen rund um die Spiel- und Sporthalle in Kleinblittersdorf 25 Masken eingesammelt. Hinzu kommt noch jede Menge anderer Müll. Es war sogar ein Paar alte Fußballschuhe dabei“, sagt Haßler.

Der gebürtige Kaiserslauterer wohnt seit drei Jahren mit seiner Familie auf dem Wintringer Hof in Kleinblittersdorf. Müll sammeln zählt neben Geocaching zu seinen Hobbys. Geocaching ist eine moderne Art der Schatzsuche, bei der die Teilnehmer anhand von geographischen Koordinaten beistimmte Orte ausfindig machen.

 

Am 29. Februar 2020 war ich bei einer Veranstaltung in St. Ingbert, die Geocaching und Müllsammeln vereint hat. Das Event wurde von CleanUp Saarland organisiert. Mich hat das Ganze fasziniert“, erklärt der 39-Jährige. Wenige Wochen später gründete er die „CleanUp-Gruppe Pro-Biosphäre – Aufräumen im Bliesgau“. Es war damals die vierte Gruppe dieser Art im Saarland, die Müll in der Natur einsammelte. „Heute sind wir bei etwa 20 Gruppen, und es werden immer mehr. Das ist unser Müll, der da überall herumliegt“, sagt er.

Um die Spiel- und Sporthalle in Kleinblittersdorf sammelte Sebastian Haßler in zwei Tagen 25 Corona-Masken ein.
Um die Spiel- und Sporthalle in Kleinblittersdorf sammelte Sebastian Haßler in zwei Tagen 25 Corona-Masken ein.

Oft erreichen ihn kritische Bemerkungen. Das sei ja nur Symptombekämpfung. Und überhaupt sammelten er und andere Gruppenmitglieder ja Müll ein, den andere wegwerfen. „Ja, das stimmt. Aber irgendwo müssen wir ja mal anfangen. Nächste Woche halte ich beim Biosphären-Zweckverband einen Vortrag zum Thema Müll. Wir tun also auch etwas, um die Menschen für das Thema zu sensibilisieren“, sagt der Wahl-Kleinblittersdorfer.

Er ist Diplom-Biologe, Doktor der Naturwissenschaften und arbeitet bei einem Unternehmen in Saarbrücken. Trotzdem sammelt er in seiner Freizeit Müll. „Das Thema geht uns alle an, da spielen irgendwelche Titel keine Rolle. Einfach beim Spazierengehen mal eine Tüte in den Rucksack stecken, in der man Müll sammeln kann, der unterwegs herumliegt. Das ist ein Anfang und wenn das jeder machen würde, wäre uns allen schon viel geholfen“, sagt Haßler.

 

Bei einer Radtour von Saarbrücken nach Kleinblittersdorf auf dem Leinpfad an der Saar hat er schon 40 Corona-Masken an einem Tag eingesammelt. Bei Gruppen-Sammelaktionen kamen in Bliesmengen-Bolchen, Bliesransbach und Auersmacher 640 Kilo Müll zusammen. „Igel bleiben in weggeworfenen Bechern hängen und verenden, Rehe verletzen sich an zerrissenen Metalldosen. Andere Tiere bleiben in den Schnüren der Masken hängen. Es geht um mehr als nur um die Umweltverschmutzung“, sagt der Biologe. Doch er ist guter Dinge für die Zukunft. „Wir sind erst am Anfang, aber es werden immer mehr Menschen, die helfen. Viele fragen uns auch, was wir da machen und warum wir Müll sammeln. Wir erklären es immer den Menschen, die oft gar nicht mehr sehen, wie viel Müll um sie herumliegt“, sagt Haßler. Er hat mit vielen anderen dem Müll den Kampf angesagt. Und er wird diesen Kampf auch so schnell nicht aufgeben.

Text und Fotos: Heiko Lehmann.