Auersmacher. In Auersmacher an der Oberen Saar gibt es im Prinzip vier Personen, deren Ansehen schon etwas höher angesiedelt ist – das sind die Erntekönigin, der Pastor, der Ortsvorsteher und der Trainer der ersten Fußball-Mannschaft des SV Auersmacher.
Während Pastor, Ortsvorsteher und Trainer auch während der Corona-Pandemie zumindest zeitweise ihre Ämter ausführen konnten, liegen Schärpe und Krone der Erntekönigin seit fast eineinhalb Jahren ungenutzt im Schrank. „Es ist wirklich so schade. Ich habe mich so auf das Jahr als Erntekönigin gefreut. Es ist eine Ehre und etwas Besonderes, einmal Erntekönigin von Auersmacher zu sein – und dann das“, sagt Cara Schmehr.
Die heute 21-Jährige wurde im September 2019 zur 59. Erntekönigin gekrönt. Ein pompöser Akt, der während des zweitägigen Erntedankfestes im Ort vollzogen wird. Danach beginnt die einjährige „Regierungszeit“ der neuen First Lady in Auersmacher.
„Ich konnte im Jahr 2019 noch die ein oder andere Weihnachtsfeier von Vereinen erleben und war als Erntekönigin auch noch Anfang 2020 auf der Kappensitzung des Müttervereins. Dann kam Corona“, erklärt Cara Schmehr.
Normalerweise beginnt erst in jedem Frühjahr die richtig tolle Zeit der Erntekönigin. Es gibt Einladungen für alle Feste im Ort und auch für Veranstaltungen außerhalb von Auersmacher. Als Erntekönigin ist man auch schon Mal bei der Deutschen Bundesregierung in Berlin und auf der Bundesgartenschau zu Gast.
Alles das verpasste
Cara Schmehr im vergangenen Jahr. Deshalb haben die Auersmacher die Amtszeit ihrer Königin im vergangenen Herbst spontan um ein Jahr verlängert. Eine Königin nicht nur in einem, sondern in zwei
Jahren, das gab es erst zwei Mal in der Auersmacher Geschichte: Ingrid Brosius war im Jahr 1961 die erste Erntekönigin und im Jahr 1963 auch die dritte. Maria Fischer war 1989 und 1990
Erntekönigin, denn 1990 musste die Krönung ausfallen, da es im Ruppertshofsaal, dem Veranstaltungszentrum des Ortes, gebrannt hatte.
Cara Schmehr hat die Verlängerung ihrer Königinnen-Würde gerne angenommen: „Das war super, und ich habe mich gefreut. Aber leider wird es in diesem Jahr so sein, dass ich wieder nichts erlebe“, sagt sie.
Die 21-Jährige macht eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten. Ihr großes Hobby ist der Gardentanz beim Karnevalsverein „Die Kowe“ in Auersmacher. „Ich kann seit einem halben Jahr im Prinzip nur arbeiten. Tanzen oder feiern fällt ja komplett aus. Wir würden uns gerne mal wieder mit mehreren Leuten im Ort treffen, aber es geht nicht. Ich gehe mit ein oder zwei Freundinnen spazieren, mehr lassen die Bestimmungen nicht zu. Die Zeit ist echt hart“, erklärt die Auersmacher Erntekönigin.
Gut möglich, dass sie im kommenden September die Auersmacher Rekord-Erntekönigin wird. Die Verantwortlichen des Erntedankfestes wollen, dass ihre Orts-Hoheit, wie alle anderen vor ihr, auch ein ganzes Jahr ohne Einschränkung regieren kann. „Mir geht es eigentlich gar nicht um die Länge der Amtszeit. Ich würde nur gerne einmal erleben, wie das als Erntekönigin im Frühjahr und Sommer ist. Ich hoffe, das klappt noch. Für dieses Jahr“ so die 21-jährige Auersmacherin, „habe ich aber irgendwie kein gutes Gefühl, dass in unserem Ort noch viel gefeiert wird.“
Text und Fotos: Heiko Lehmann.