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Streamfreitag trotzt Corona und tanzt in den Mai

Philipp Schmitt und Streamfreitag tanzen in der Gemeinde Kleinblittersdorf online in den Mai.
Philipp Schmitt und Streamfreitag tanzen in der Gemeinde Kleinblittersdorf online in den Mai.

Auersmacher. Nach dem digitalen Adventskalender und einer Online-Faschingsshow kommt nun der digitale Tanz in den Mai. Sechs Jungs aus Auersmacher haben während der Corona-Zeit aus der Not eine Tugend gemacht und bringen Veranstaltungen über das Internet in ihren Ort. „Das ist schon ein bisschen verrückt, wenn man bedenkt, dass es das alles ohne Corona nicht geben würde. Auch wir hätten in dieser Konstellation so niemals zusammengefunden“, sagt Philipp Schmitt.

Die sechs Jungs nennen sich Streamfreitag. Philipp Schmitt hat die ganze Aktion gestartet. „Wir fahren normalerweise in jedem Jahr an Pfingsten auf ein Elektro-Musikfestival nach Frankfurt. Für die Anreise schneide ich immer einen Musikmix zusammen. Als das Festival im vergangenen Jahr ausfiel, haben wir den Mix einfach so im Internet gestreamt“, erklärt der 23-Jährige.

 

Gestreamt bedeutet: live im Internet gezeigt. Die Resonanz der Zuschauer war so überwältigend, dass es nicht bei einem Stream blieb. Jeden Freitag trafen sich die Jungs in Philipps Wohnzimmer und übertrugen ihre Party mit Handys in die ganze Internetwelt. Mittlerweile folgten den Übertragungen aus dem Wohnzimmer immer wechselnde, prominente Lokalitäten an der Oberen Saar. Sie streamten schon aus dem Auersmacher Backhaus und aus der Schnapsbrennerei. „Am 30. April sind wir wieder an einem exklusiven Ort. Der Stream geht um 22 Uhr los, und erst dann erfahren die Zuschauer, wo wir sind“, sagt Philipp Schmitt.

Das Team von Streamfreitag aus Auersmacher: Vorne von links: Marc Nagel (Technik), Tim Franz (Moderation und Texte). Dahinter von links: Christian Hector (Soziale Medien), Philipp Schmitt (Video), Raphael Ries (Licht), Dominik Weyland (Ton).
Das Team von Streamfreitag aus Auersmacher: Vorne von links: Marc Nagel (Technik), Tim Franz (Moderation und Texte). Dahinter von links: Christian Hector (Soziale Medien), Philipp Schmitt (Video), Raphael Ries (Licht), Dominik Weyland (Ton).

Er ist Elektrotechniker und tritt in seinem Beruf in acht Wochen zur Meisterprüfung an. Zurzeit bastelt er an einer Kamera, die sich per Fernsteuerung frei im Raum bewegt und die beim Tanz in den Mai zum Einsatz kommen soll. Ihren bislang größten Erfolg feierten Streamfreitag mit dem digitalen Auersmacher Adventskalender.

Vom 1. bis zum 24. Dezember zeigten die Jungs jeden Abend ein Video mit Auersmacher Künstlern. Normalerweise treffen sich die Menschen in der Adventszeit in Auersmacher jeden Abend vor einem anderen Haus und öffnen ein neues Adventsfenster. Doch das musste im vergangenen Jahr ausfallen. „Als wir mit der Idee kamen, dass wir den Adventskalender digital machen wollen, hatten die Organisatoren des normalen Adventskalenders zunächst ein mulmiges Gefühl“, erzählt Philipp Schmitt.

Doch aus dem mulmigen Gefühl wurde schnell große Begeisterung. Mehr als 20 000 Menschen schauten sich die Videos an. „Von den Aufbauarbeiten bis zum fertig geschnittenen Video kann man mit etwa vier Stunden Arbeit rechnen. Und das 24 Tage in Folge. Es war anstrengend, hat aber unglaublichen Spaß gemacht“, sagt der Auersmacher.

Die sechs Jungs haben ihre Leidenschaft entdeckt und wollen ihren Ort noch viel mehr präsentieren. Sie wollen einen Verein gründen und hoffen auf ein baldiges Corona-Ende. Denn sie möchten auch mit Live-Veranstaltungen ohne Internet an den Start gehen.

Das Wichtigste ist, dass wir selber bei allem viel Spaß haben. Sonst würden wir das ja gar nicht machen. Und dieser Spaß muss immer im Vordergrund stehen“, sagt Philipp Schmitt, der sich schon wie ein kleines Kind auf den ersten digitalen Tanz in den Mai in Auersmacher freut.

Unter dem Link twitch.tv/schmiddimusic lässt sich am 30. April der Tanz in den Mai verfolgen.

 

Text und Fotos: Heiko Lehmann.