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Kein Platz und Abgase bis unters Dach - Kleinblittersdorf braucht ein neues Gerätehaus

Im Kleinblittersdorfer Feuerwehrgerätehaus ist zu wenig Platz.
Im Kleinblittersdorfer Feuerwehrgerätehaus ist zu wenig Platz.

Kleinblittersdorf. Bis zu 90-mal im Jahr rückt der Löschbezirk Kleinblittersdorf zu Einsätzen aus und hilft in erster Linie Menschen in Not. Eine der größten Herausforderungen für die Feuerwehrleute entsteht jedoch gleich zu Beginn jedes Einsatzes. Das Ausrücken aus dem knapp 60 Jahre alten Gerätehaus ist eine Kunst für sich und jedes Mal mit Gefahren verbunden. Die Feuerwehrleute müssen sich in der Fahrzeughalle umziehen, da es keine Umkleiden gibt. 80 Zentimeter beträgt der Abstand zwischen den Haken an der Wand, an denen die Feuerwehruniformen hängen, und den Einsatzfahrzeugen in der Halle.

Bei Einsätzen müssen sich die Feuerwehrleute 80 Zentimeter neben dem laufenden Löschfahrzeug umziehen.
Bei Einsätzen müssen sich die Feuerwehrleute 80 Zentimeter neben dem laufenden Löschfahrzeug umziehen.

Man kann sich nicht richtig umziehen. Wenn sich jemand die Schuhe zubindet, kommt keiner mehr vorbei. Ein- und Aussteigen müssen wir vor dem Gerätehaus, da kein Platz ist“, sagt Sebastian Quinten, der Löschbezirksführer von Kleinblittersdorf. Während sich die Feuerwehrleute für den Einsatz umziehen, laufen die Einsatzfahrzeuge bereits. Die Abgase ziehen bis unters Dach des Gebäudes, da es keine Absauganlage gibt. „Es kam schon vor, dass Kameraden in der Hektik vor ein Fahrzeug gestürzt sind. Durch einen Spiegel vor dem Fahrzeug konnte bislang immer Schlimmeres verhindert werden“, sagt Feuerwehrmann Florian Quack. Duschen gibt es auch keine. Geschlechtertrennung ist nicht möglich.

Sebastian Quinten, der Löschbezirksführer in Kleinblittersdorf.
Sebastian Quinten, der Löschbezirksführer in Kleinblittersdorf.

Die Feuerwehrleute tauschen im Prinzip nur ihre Zivilkleidung gegen die Einsatzkleidung an den Haken in der Halle. „Viele Einsätze sind schweißtreibend. Gerade in den Wintermonaten ist das eine Katastrophe, da es bei geöffneten Toren in der Halle genauso kalt ist wie draußen“, berichtet Quinten weiter. Alle Einsatzkräfte des Löschbezirkes Kleinblittersdorf sind frustriert und irgendwo auch enttäuscht.

 

Ein neues Gerätehaus war bis vor einem Jahr greifbar nah. Es sollte eine interkommunale Zusammenarbeit mit dem Löschbezirk Bübingen (Stadt Saarbrücken) werden. Es scheiterte letztlich an den Grundstücksverhandlungen für ein neues Gerätehaus zwischen beiden Ortsteilen. Ein Scheitern, das für alle Beteiligten eine Katastrophe war, aber letztlich auch etwas Positives hatte.

Einsteigen müssen die Feuerwehrleute vor der Fahrzeughalle - bei Wind und Wetter.
Einsteigen müssen die Feuerwehrleute vor der Fahrzeughalle - bei Wind und Wetter.

Denn die Ausrückzeiten vom geplanten neuen Standort hätten nicht den Vorgaben entsprochen. Im schlimmsten Fall hätte ein fertiges Gerätehaus wieder abgerissen werden müssen. Jörg Wagner von der Feuerwehr Kleinblittersdorf und ein Feuerwehrmann von der Berufsfeuerwehr in Saarbrücken haben Ende des vergangenen Jahres den Test gemacht und haben die zu lange Ausrückzeit festgestellt. Der Löschbezirk Kleinblittersdorf steht nun vor einem großen Problem. Die Finanzierung eines gemeinsamen Gerätehauses mit Bübingen wäre mit hohen Zuschüssen problemlos für die Gemeinde Kleinblittersdorf möglich gewesen. 

Ein neues Gerätehaus kostet etwa zwei Millionen Euro und bis zum Baubeginn kann es noch Jahre dauern.
Ein neues Gerätehaus kostet etwa zwei Millionen Euro und bis zum Baubeginn kann es noch Jahre dauern.

Die neue Lösung sieht ein neues Gerätehaus nur für den Löschbezirk Kleinblittersdorf direkt neben der Spiel- und Sporthalle auf einem gemeindeeigenen Grundstück vor. Die Kosten belaufen sich auf etwa zwei Millionen Euro. Zuschüsse gibt es maximal bis zu 50 Prozent. Aber selbst eine Million Euro kann die Gemeinde mit einem Defizit von mehr als 20 Millionen Euro in der Kasse nicht beisteuern. „Wir haben in diesem Jahr 188 000 Euro in den Haushalt eingestellt. Das müssen wir jetzt in jedem Jahr machen, bis wir das Geld zusammen haben“, sagt Bürgermeister Rainer Lang, der auch Chef der Wehr ist. Wenn es gut läuft, kann in fünf Jahren mit dem Bau eines neuen Gerätehauses begonnen werden. „Wir können nur hoffen, dass uns das Land finanziell unter die Arme greift und vielleicht mit einem Sonderkredit oder einer ähnlichen Maßnahme helfen kann. Noch fünf Jahre sind bei diesen Zuständen eine Zumutung für alle Feuerwehrleute“, sagt Löschbezirksführer Sebastian Quinten.

Text und Fotos: Heiko Lehmann.