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Ideenreich und fleißig - Die Kessler Zwillinge aus Bliesransbach

Die Kessler-Zwillinge Lina (links) und Klara aus Bliesransbach denken und handeln fast immer gleich, doch es gibt einen großen Unterschied.
Die Kessler-Zwillinge Lina (links) und Klara aus Bliesransbach denken und handeln fast immer gleich, doch es gibt einen großen Unterschied.

Bliesransbach. Im vergangenen Jahr musste das Bliesransbacher Volksfest Nummer eins, die Kirmes, wegen Corona ausfallen. Das Kirmes-Essen an Kirmes-Montag gab es aber trotzdem. Der normale Weihnachtsmarkt in Bliesransbach konnte auch nicht stattfinden, aber dafür der erste „Drive-In-Weihnachtsmarkt“, bei dem man im Auto vorfahren konnte und Essen und Getränke durchs Fenster gereicht bekam. Die Ideen zum etwas anderen Kirmes-Essen und zum erfolgreichen Auto-Weihnachtsmarkt hatten die Zwillinge Lina und Klara Kessler. Beide sind 21 Jahre alt, aber: „Ich bin eine Minute älter“, sagt Lina, bevor beide anfangen zu lachen.

Lina und Klara während der Online-Kappensitzung der Sitterswalder Kappeskepp.
Lina und Klara während der Online-Kappensitzung der Sitterswalder Kappeskepp.

Bei der Frage, was sie so alles gemeinsam machen, kommt wie aus der Pistole geschossen von beiden gleichzeitig: „Alles!“ Und wieder müssen sie lachen. „Naja, zumindest haben wir alles zusammen gemacht, bis wir etwa 16 Jahre alt waren. Dann gab es schon erste Unterschiede“, erklärt Klara Kessler. Sie mag es, mit Zahlen zu arbeiten, und macht zurzeit eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten.

 

Lina interessiert sich für Kinder und Medizin und ist angehende Kinderkrankenschwester. Es ist einer von zwei großen Unterschieden im Leben der beiden Bliesransbacher Zwillinge. Wenn es darum geht, zusammen für den Familienbetrieb kreativ zu sein, denken beide nahezu gleichzeitig dasselbe.

Klara Kessler bedient einen Gast beim Drive-In-Weihnachtsmarkt 2020 in Bliesransbach.
Klara Kessler bedient einen Gast beim Drive-In-Weihnachtsmarkt 2020 in Bliesransbach.

Ihr Uropa hat vor 94 Jahren das Gasthaus Kessler in Bliesransbach eröffnet. Die Wirtschaft ist heute noch im Familienbesitz und wird von ihren Eltern geführt. „Wir zwei machen freitags den Schnitzeltag und fahren aktuell auch die Essen zu den Menschen nach Hause. Wir überlegen uns gerade, was wir machen können, wenn sich die Leute zumindest draußen vor der Wirtschaft wieder treffen dürfen. Vielleicht machen wir ein kleines Fest mit Bierwagen“, sagt Klara Kessler, und Lina nickt.

Sind denn Zwillinge eigentlich wirklich so gleich, wie man immer glaubt? Denken die fast immer dasselbe? „Also in ganz vielen Situationen schon. Dann handeln wir auch gleich. Wir brauchen auch nicht zu reden, um uns zu verstehen. Das ist schwer nachzuvollziehen, und unsere Eltern verstehen es auch nicht“, sagt Lina Kessler.

 

Im vergangenen Februar waren die beiden auch Mit-Ideengeberinnen für die Online-Kappensitzung in Sitterswald. Vor fünf Jahren wechselten Lina und Klara von den Bliesransbacher Heckeholer zu den Sitterswalder Kappeskepp.

Sagen wir mal, es gab im Bliesransbacher Verein Differenzen“, sagt Klara, und beide wollen es dabei belassen. Sie blicken lieber nach vorne und schauen auf künftige Projekte. Vielleicht sogar auf die gemeinsame Führung des eigenen Gasthauses.

Doch da kommt der ganz große, zweite Unterschied der beiden ins Spiel: Klara ist die Bodenständige, die Bliesransbach über alles liebt und am liebsten für immer in ihrem Ort bleiben möchte. Im vergangenen Jahr hat sie sogar den elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb übernommen und düst seither auch mit dem Traktor über die Felder. „Mir reicht mein Ort, ich finde es hier toll“, sagt sie.

Ihre Schwester Lina lebte von Juni 2018 bis Juni 2019 in Australien. „Es war wunderbar, und ich möchte wieder hin. Ich muss die Welt sehen und entdecken. Bliesransbach kenne ich. Kinderkrankenschwester kann ich überall sein“, sagt Lina, und Klara schüttelt den Kopf. „Ich habe Lina zwei Wochen in Australien besucht. Das hat mir gereicht“, sagt Klara, und beide müssen wieder lachen.

Was nach den Ausbildungen aus den Kessler-Zwillingen wird, ist noch offen. Bis dahin werden aber mit Sicherheit noch einige Projekte verwirklicht, von denen bislang nur die zwei etwas wissen.

 

Text und Fotos: Heiko Lehmann.