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"Gaga" Clemens trifft heute im deutschen WM-Duell auf Nico Kurz

Gabriel Clemens aus Saarwellingen spielt heute Abend sein Auftaktmatch bei der WM.
Gabriel Clemens aus Saarwellingen spielt heute Abend sein Auftaktmatch bei der WM.

Saarwellingen. Heute kommt es zum großen deutschen Duell in der zweiten Runde der Darts-WM in London. Der 37-jährige Saarländer Gabriel Clemens trifft an diesem Montag, 22 Uhr, im Alexandra Palace auf den 23-jährigen Nico Kurz aus Nidderau (Hessen). Kurz schlug am Samstag den erfahrenen 53-jährigen Engländer Andy Hamilton in der ersten Runde mit 3:1. „Im Prinzip ist es mir völlig egal, gegen wen ich spiele. Ich schaue in erster Linie auf mein Spiel“, sagte Clemens in seiner gelassenen Art, als er sich vergangene Woche in seinem Trainingsraum in Saarwellingen auf seine dritte WM-Teilnahme vorbereitete.

Bislang war für Gaga in der zweiten WM-Runde immer Endstation.
Bislang war für Gaga in der zweiten WM-Runde immer Endstation.

Viele Interview-Anfragen aus England und Deutschland akzeptierte er, als wäre es das normalste der Welt. „Es ist eine schöne Abwechslung, mal was anderes zu machen“, sagt er. „Gaga“ trainiert etwa fünf Stunden am Tag, verteilt auf zwei oder drei Einheiten. „Du kannst nicht mehr als drei Stunden am Stück voll konzentriert trainieren. Ich habe meinen Rhythmus mit mehreren Einheiten auf den Tag verteilt gefunden, das passt.“

 

Der „German Giant“ hat die Ruhe weg – und das ist als Nummer 31 der Darts-Welt nicht immer einfach. Er steht in seinem dritten Profijahr mittlerweile voll im Fokus. Nicht nur die Topspieler der Welt wissen, was auf sie zukommt, wenn sie gegen ihn antreten müssen. Auch in den Sozialen Medien hat sich vieles geändert. Clemens hat auf Instagram 24 000 Fans, die ihm folgen. Die allermeisten stehen hinter ihm, doch es gibt auch Ausnahmen. „Wenn ich verliere, gibt es Leute, die mir und meiner Familie einen Unfalltod oder schlimme Krankheiten wünschen. Beschimpfungen ganz weit unter der Gürtellinie gibt es auch“, sagt „Gaga“.

In diesem Jahr ist Gaga als Nummer 31 der Welt erstmals gesetzt.
In diesem Jahr ist Gaga als Nummer 31 der Welt erstmals gesetzt.

Er lässt sich davon aber nicht beeinflussen. „Das ist normal im Darts-Sport, das kenne ich von anderen Spielern, die das gleiche Leid teilen. Solche Aussagen oder Beschimpfungen kommen von Leuten die wetten und Geld verloren haben. Ich kann das einordnen.“

Clemens ist immer noch Industriemechaniker beim Entsorgungsverband Saar und nur freigestellt, um seine Profikarriere zu forcieren. Das macht er mit erstaunlicher Konsequenz und schrittweise. Am Samstag flog er mit Freundin Lisa nach London, und schon vor dem Spiel in der zweiten Runde gegen Kurz sind ihm 15 000 Pfund Preisgeld sicher. „Ich habe mich 2020 für jedes Major-Turnier qualifiziert und bin aktuell Nummer 31 der Welt. Darauf möchte ich aufbauen“, sagt die deutsche Nummer 1.

 

Noch hat Clemens auf der Profi-Tour kein Turnier gewinnen können. Aber auch das juckt ihn wenig.

Die WM in London findet in diesem Jahr ohne Zuschauer statt.
Die WM in London findet in diesem Jahr ohne Zuschauer statt.

Ich gehe davon aus, dass ich irgendwann ein Turnier gewinnen werde. Aber ich mache mir keinen Stress. Es geht darum, konstant gute Leistungen zu bringen. Spieler, die einmal gut gespielt haben und dann von der Bildfläche verschwunden sind, gibt es genug“, sagt „Gaga“.

Max Hopp, die deutsche Nummer zwei, schied am Samstag gegen den Engländer Mervin King mit 1:3 aus. Mit Hopp stand „Gaga“ in diesem Herbst bei der Team-WM für Deutschland im Halbfinale. Jetzt geht es um die Einzel-WM – das größte Turnier, das es im Darts-Zirkus gibt. Gegen Nico Kurz verlor Clemens im vergangenen Sommer das Finale der Super League Deutschland. Damals war Gaga längst für die WM qualifiziert, Kurz schaffte nur durch diesen Sieg den Sprung nach London. „Nico ist ein toller Spieler, wir sind befreundet. Aber am Montagabend muss die Freundschaft für ein paar Stunden ruhen“, sagt Clemens. Der Einzug in die dritte Runde wäre für beide Spieler der größte Erfolg bei einer WM-Teilnahme. Auf den Sieger wartet am 27. Dezember in der dritten Runde Titelverteidiger Peter Wright aus Schottland.

 

Text und Fotos: Heiko Lehmann