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Zoff um Bürger-Solarpark in Bliesransbach - Abstimmung im Ortsrat - 4:4

44 Bürger kamen in die Ortsratssitzung am Mittwoch in Bliesransbach.
44 Bürger kamen in die Ortsratssitzung am Mittwoch in Bliesransbach.

Bliesransbach. Der Jahrzehnte-Zoff wegen der geplanten Photovoltaikanlage auf dem Hartungshof in Bliesransbach geht in die nächste Runde. Am vergangenen Mittwoch kam es im Bliesransbacher Ortsrat bei der Grundsatzentscheidung für oder gegen den sogenannten Bürger-Solarpark zu einer Pattsituation 4:4.

 

Die drei jungen Mitglieder der Fraktion Wählbar (inklusive Ortsvorsteher Stephan Weimerich) stimmten gemeinsam mit der Vorsitzenden der CDU, Marion Dittgen, gegen die Anlage. Alle anderen von der CDU und SPD waren für die Anlage.

Oberhalb des Gutes Hartungshof soll der Bürgersolarpark entstehen.
Oberhalb des Gutes Hartungshof soll der Bürgersolarpark entstehen.

 

 

Somit geht eine negative Empfehlung an den Gemeinderat, der am 17. Dezember über die grundsätzliche Haltung zu dem Thema entscheidet. Bis zu der Entscheidung im Ortsrat verlief die Sitzung genau so chaotisch, wie man es noch von den Sitzungen aus den Jahren 2004 und 2005 zum selben Thema kennt – allerdings haben sich die Fronten komplett gedreht.

Die Bürgerinitiative Gegenwind stellte Fragen an die Vertreter des Saarbrücker Unternehmens Greencells, das die Anlage auf dem Hartungshof bauen möchte. Dabei ging es um eine mögliche Erhitzung im Ort durch die Anlage auf dem Feld, oder um Fehler in der Antragstellung. Zudem wurde unterstellt, dass bei dem Projekt nur das Unternehmen und der Landwirt, dem das Grundstück gehört, von der Anlage profitieren – und das auf Kosten der Gemeinde.

Vor 15 Jahren gab es für solche Ausführungen und Fragen der Bürgerinitiative noch großen Applaus in den Sitzungen – und bei Sätzen wie „Hier wird die Demokratie mit Füßen getreten“, gab es Jubelrufe. Am Mittwoch ging es in die andere Richtung. 44 Bürger waren in der Schulturnhalle in Bliesransbach anwesend, belächelten die Statements der Bürgerinitiative, und es gab sogar kritische Zwischenrufe gegen die Äußerungen.

 

Die Vertreter von Greencells beantworteten alle Fragen und konnten dabei auf Studien verweisen. Karl-Werner Götzinger, der Vorstandsvorsitzende der Bürgerenergiegenossenschaft Köllertal, sagte: „Von dem Bürger-Solarpark können alle profitieren. Jeder kann sich über uns Anteile kaufen, und wir gehen von einer Rendite zwischen zwei und drei Prozent aus. Es gibt sogar Bürger aus der Gemeinde Kleinblittersdorf und insbesondere aus Bliesransbach, die bei uns in den vergangenen Monaten schon Anteile gekauft haben.“

35 von 44 Bürger sprachen sich für den Bürger-Solarpark aus.
35 von 44 Bürger sprachen sich für den Bürger-Solarpark aus.

Die Anlage in Bliesransbach soll auf eine 20 Hektar große und zur Zeit noch landwirtschaftlich genutzte Fläche gestellt werden. Wie Greencells mitteilte, läge der durch die Anlage produzierte Strom in der Größenordnung des Stromverbrauchs aller privaten Haushalte in der Gemeinde.

Als die Bürgerinitiative davon sprach, dass es erhebliche Schäden für die landwirtschaftliche Fläche gäbe, platze Michael Kessler von der CDU der Kragen. „Die Anlage wäre ein Segen für die Fläche, und der Boden könnte sich in 20 Jahren endlich regenerieren“, sagte Kessler und bekam deutlichen Applaus von den Bürgern.

 

Saarlokal.de hat jeden der 44 anwesenden Bürger zu dem Thema befragt. Sechs stimmten gegen die Anlage, drei enthielten sich und 35 waren für den Bürger-Solarpark.

Die Bürgerinitiative Gegenwind befürchtet, dass sich durch die Anlage das Klima in Bliesransbach ändern wird.
Die Bürgerinitiative Gegenwind befürchtet, dass sich durch die Anlage das Klima in Bliesransbach ändern wird.

Das Hauptargument von Wählbar und der CDU-Vorsitzenden gegen die Anlage war die Befürchtung, dass noch weitere solcher Anlagen gebaut werden können. Greencells erklärte, dass das Stromnetz mit der Anlage ausgelastet wäre und keine weitere große Anlage mehr angeschlossen werden könne.

Thomas Broßius von der Gemeindeverwaltung erklärte den Ratsmitgliedern darüber hinaus, dass der Orts- und der Gemeinderat ohnehin über solche Projekte entscheiden müssten und es die Ratsmitglieder somit selber in der Hand hätten, was gebaut wird.

 

Das nächste Chaos entstand bei der Beratung des Rates vor der Abstimmung. Es entstand eine verbale Schlammschlacht zwischen SPD und „Wählbar“ um unbeantwortete Fragen, die nach Meinung der Bürger völlig am Thema vorbeigingen. Nach Zwischenrufen aus dem Publikum, kam es letztlich zur Abstimmung, und zum großen Kopfschütteln der Bürger nach der Entscheidung. 

Text und Fotos: Heiko Lehmann