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Für Fußballprofi Michael Guthörl aus Sitterswald geht ein Traum in Erfüllung

Michael Guthörl (links) im Einsatz für den SV Wehen Wiesbaden.
Michael Guthörl (links) im Einsatz für den SV Wehen Wiesbaden.

Sitterswald. Sein erstes Spiel in einer Aktiven-Mannschaft im Saarland und dann auch gleich noch im neuen Ludwigsparkstadion in Saarbrücken – für Michael Guthörl geht am kommenden Samstag ein Traum in Erfüllung. „Das ist eine große und geile Sache. Ich freue mich richtig darauf, endlich mal daheim spielen zu können“, sagt Guthörl.

Der 21-Jährige stammt aus Sitterswald an der Oberen Saar und kickt mittlerweile für den Fußball-Drittligisten SV Wehen Wiesbaden. An diesem Samstag um 14 Uhr sind die Wiesbadener zu Gast beim 1. FC Saarbrücken. „Es ist schade, dass keine Zuschauer ins Stadion dürfen. Aber meine Familie und Freunde haben mir schon gesagt, dass sie das Spiel am Fernseher verfolgen werden“, sagt der in Ghana geborene Mittelfeldspieler.

 

Beim SV Auersmacher spielte Guthörl zum ersten Mal Vereinsfußball, nach einem Jahr beim SV Saar 05 kickte er dann von der U12 bis zur U17 beim 1. FC Saarbrücken. „Mein Heimatverein ist der FCS, dort habe ich am längsten in der Jugend gespielt und auch eine sehr schöne Zeit gehabt“, sagt er.

Am Samstag ist der Sitterswalder Michael Guthörl mit dem SV Wehen Wiesbaden zu Gast beim 1. FC Saarbrücken.
Am Samstag ist der Sitterswalder Michael Guthörl mit dem SV Wehen Wiesbaden zu Gast beim 1. FC Saarbrücken.

Für Auersmacher und Saar 05 spielte er nur ein paar Saisons, was auch damit zusammenhing, dass er von seinem achten bis zum zehnten Lebensjahr gar kein Fußball spielte.

Guthörl hat ein irres Talent für alle Ballsportarten und konzentrierte sich mit acht Jahren auf Tischtennis. „Mein Vater hat Tischtennis gespielt, und da bin ich immer mitgegangen und habe irgendwann auch angefangen zu spielen“, sagt der 21-Jährige relativ bescheiden. Er wurde als Schüler Saarlandmeister im Einzel, im Doppel und im Mixed. Auch dort wartete auf ihn eine Karriere. „Meine Liebe zum Fußball war aber größer als alles andere. Ich habe Fußball zu sehr vermisst und wollte unbedingt wieder anfangen“, sagt er rückblickend.

 

In der U19 wechselte Guthörl zur Spvgg Greuther Fürth, spielte dort in der Junioren-Bundesliga. Im Sommer 2019 folgte der Wechsel zum SV Wehen Wiesbaden, bei dem er sogar dreimal Zweitligaluft schnuppern durfte. Sitterswald hatte damit nach Frank Röser und Peter Frenzle (beide in den Siebzigern beim FCS) seinen dritten Fußballprofi. „Der Verein hat sich sehr um mich bemüht, und ich sah dort auch die bessere Perspektive. Ich fühle mich mittlerweile richtig wohl in Wiesbaden“, sagt Guthörl. 

Michael Guthörl (rechts) und Mannschaftskollege Paterson Chato beim SV Wehen Wiesbaden.
Michael Guthörl (rechts) und Mannschaftskollege Paterson Chato beim SV Wehen Wiesbaden.

Ein Höhepunkt in dieser Saison war gleich zu Beginn das DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Köln mit dem Auersmacher und ehemaligen Nationalspieler Jonas Hector. Sitterswald und Auersmacher sind Nachbarorte im Saarland. Die Väter von Michael und Jonas spielten früher gemeinsam in Sitterswald Tischtennis.

Das besagte DFB-Pokalspiel gewann der 1. FC Köln mit 6:5 nach Elfmeterschießen. Hector und Guthörl verschossen nacheinander ihre Elfmeter. „Das war schon verrückt, wir haben uns nach dem Spiel noch über damals und heute unterhalten“, blickt Guthörl zurück.

Der 21-Jährige hat sein Fachabitur in der Tasche und möchte irgendwann auch mal studieren. Doch zunächst zählt nur der Fußball. Stammspieler ist er beim SV Wehen noch nicht. Beim 3:1-Sieg am vergangenen Wochenende gegen den FSV Zwickau wurde er für die letzten 30 Minuten auf der rechten Offensiv-Seite eingewechselt und machte seine Sache ordentlich.

Mein Ziel ist es, Stammspieler zu werden. Ich muss noch mehr investieren. Training schlägt immer Talent, das weiß ich mittlerweile und habe auch lange mit unserem Trainer Rüdiger Rehm darüber gesprochen“, sagt der Sitterswalder. Am Samstag soll der nächste Schritt folgen – auch wenn es gegen den Heimatclub geht und gegen ehemalige Teamkollegen wie den Saarbrücker Shootingstar Nicklas Shipnoski.

 

Text: Heiko Lehmann. Fotos: SV Wehen Wiesbaden.