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Mathias Scherer aus Kleinblittersdorf sucht größere Räume für seine einzigartige Produktion

Mathias Scherer aus Kleinblittersdorf baut Fahrradteile und komplette Räder in Handarbeit und verkauft sie in die ganze Welt.
Mathias Scherer aus Kleinblittersdorf baut Fahrradteile und komplette Räder in Handarbeit und verkauft sie in die ganze Welt.

Kleinblittersdorf. Mathias Scherer sitzt in seiner kleinen Werkstatt in Kleinblittersdorf und schaut sich einen Fahrradrahmen noch einmal ganz genau an. „Ich kann so einen Rahmen nur verschicken, wenn ich zu 100 Prozent damit zufrieden bin“, sagt er. Er misst noch einmal alles nach und nickt. „So ist er perfekt und genau auf den Kunden zugeschnitten. Der Rahmen geht nach Neuseeland“, sagt der 50-Jährige.

Ein weiterer Fahrradrahmen ist für einen Empfänger in Norwegen bestimmt. Einen anderen holt sich ein Kunde aus Düsseldorf auf der Rückreise aus dem Schweiz-Urlaub bei Scherer ab. „Handmade in Kleinblittersdorf“, also „Handgemacht in Kleinblittersdorf“, steht auf den Rahmen, die Mathias Scherer von der Oberen Saar selber baut und in die ganze Welt verkauft.

Bereits mit zwölf Jahren war der gebürtige Kaiserslauterer Radrennfahrer mit Lizenz und gewann einige Meistertitel. Als er im Jahr 2002 seine Karriere beendete, wünschte er sich von seinem Sponsor zum Abschied ein Rad aus Titan. „Titan ist sehr leicht, hat dämpfende Eigenschaften und geht nicht kaputt. Leider hat es sehr lange gedauert, bis das Titanrad fertig war. Und ganz zufrieden war ich mit dem Rad auch nicht“, sagt der Pfälzer, der seit elf Jahren in Kleinblittersdorf wohnt.

 

Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern fühlt er sich im Saarland heimisch, auch wenn es an der ein oder anderen Stelle noch hapert. „Ich kann noch nicht richtig schwenken. Ich weiß nie, ob ich links oder rechts drehen muss und werde von Freunden immer veräppelt“, erzählt er und lacht.

Mathias Scherer sucht in der Gemeinde Kleinblittersdorf ein größeres Gebäude für seine Werkstatt.
Mathias Scherer sucht in der Gemeinde Kleinblittersdorf ein größeres Gebäude für seine Werkstatt.

Die Unzufriedenheit mit dem geschenkten Rad fiel Anfang der 2000er-Jahre genau in eine Zeit, in der Mathias Scherer unzufrieden mit seinem Beruf war. Der studierte Maschinenbauer hatte mit Freunden ein Unternehmen für motorisierte Zweiräder aufgebaut. Er selber war oft in Asien und betrieb Qualitätsmanagement. „Es war schon eine schöne Zeit, doch das wurde mir irgendwann alles zu groß. Als mir dann das geschenkte Titanrad nicht richtig gefiel, habe ich mir einfach selber eins gebaut“, sagt der talentierte Handwerker.

Er fertigt die Rahmen aus dem rohen Titan. Er bearbeitet das Metall mit allen Ecken und Kanten bis hin zu den Gewinden. „Es kam auch schon vor, dass ich ein ganzes Rad auf Anfrage gebaut habe“, sagt der 50-Jährige. Er hat Kunden aus der ganzen Welt und ist in der Radszene eine große Nummer.

In Fachmagazinen sind viele Interviews mit ihm. „Die meisten Kunden sind Langstreckenfahrer, die auf Titan schwören. Es gibt aber auch Menschen, die wollen ihr eigenes Fahrrad, genau zugeschnitten auf ihren Körper“, sagt Scherer.

Er selbst fährt gern lange Strecken, besucht Freunde in Barcelona oder Oslo mit dem Rad und spricht darüber, als wenn Otto Normalverbraucher an einem Sonntagnachmittag ein bisschen an der Saar entlangfährt.

 

Seine kleine Werkstatt mit zwei Angestellten ist im Keller unter seinem Haus. Er mag zwar die Größe seines Unternehmens. Trotzdem möchte er etwas ändern. „Die Räume hier sind zu klein. Ich habe hier 25 Quadratmeter und hätte gerne 60 bis 100 Quadratmeter.“ Bislang suche er vergebens in der Gemeinde, sagt der Fahrradbauer aus Kleinblittersdorf. Dann macht er den Rahmen in seiner kleinen Werkstatt versandfertig für die weite Reise nach Neuseeland.

Text und Fotos: Heiko Lehmann