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Emely van Loon und Despereaux zählen zu den besten in Deutschland

Emely van Loon und ihr Pferd Despereuax gehören zu den Besten in Deutschland.
Emely van Loon und ihr Pferd Despereuax gehören zu den Besten in Deutschland.

Bliesransbach. Es ist ein herrlicher Sommertag auf dem Gut Hartungshof in Bliesransbach. Die Sonne scheint und Emely van Loon und ihr Pferd Despereaux drehen ganz entspannt ihre Runden über den Hof und über die umliegenden Felder. „Wir haben heute frei und entspannen nur ein bisschen. Später geht es noch zur Physiotherapie“, sagt Emely und strahlt.Eigentlich hätte die 19-Jährige allen Grund zur überschwänglichen Freude. Sie hat gerade das Abitur bestanden und fängt erst im Oktober mit einem Fernstudium im Fach Sportbusiness-Management an. Bis dahin hat sie frei und kann sich voll und ganz ihren vier Pferden Rasputin, Fabregaz, Bentley und Despereaux widmen.

Das strahlende Lächeln der Bliesransbacherin kommt zwar von Herzen, doch bei dem Gedanken an die Nachwuchs-Europameisterschaften im Dressurreiten in Ungarn verfliegt das Lächeln für eine Weile. Ende August wären Emely und Despereaux normalerweise in Ungarn am Start gewesen. Sie hätten sich mit den besten Teams in Europa gemessen und wären dabei sicher nicht chancenlos gewesen. Seit eineinhalb Jahren zählen die zwei zum Bundeskader

und zu den besten acht Teams (Pferd und Reiter) in Deutschland. Um bei der Europameisterschaft an den Start gehen zu dürfen, müssen sich alle Teams bei einem Sichtungsturnier qualifizieren. Und genau einen Tag vor dem Sichtungsturnier in Warendorf (Nordrhein-Westfalen) begann das Drama für Emely und Despereaux. Das war vor vier Wochen. „Beim Gang in den Pferdeanhänger hat sich Despereaux den Kopf gestoßen. Er zog sich eine Platzwunde zu und blutete am Kopf. Er musste genäht werden und bekam Medikamente“, erzählt Emely van Loon und schüttelt den Kopf. Bei dem Gedanken an diesen Tag ist sie immer noch fassungslos. „Wir waren in Topform, es hat alles gepasst und dann passiert so etwas. Ich habe zwei Tage lang nur geweint“, sagt die 19-Jährige. Die beiden mussten den Start schweren Herzens absagen. Die Wunde war zwei Tage später zwar schon wieder gut verheilt, doch durch die Medikamente war ein Start wegen Dopings ausgeschlossen.

Die Enttäuschung hat sich mittlerweile wieder gelegt. Wir haben ja noch viel Zeit. Wir kommen ja erst ins beste Alter“, sagt die 19-Jährige. Im nächsten Jahr darf das Dressurreiter-Talent von der Oberen Saar bei den U-21-Jährigen mitreiten und danach kommen die U-25-Jährigen. Erst ab 26 Jahren zählen die Dressur-Reiterinnen und -Reiter in Deutschland zu den Senioren und dürfen beispielsweise an den Olympischen Spielen teilnehmen. Despereaux ist erst elf Jahre alt und wäre in sieben Jahren mit 18 Jahren im besten Dressur-Alter. Dann wäre Emely 26 Jahre alt und Olympia wäre möglich.

Weltmeisterschaften und Olympische Spiele sind wahrscheinlich der Traum von allen jungen Sportlern. Das ist bei mir genauso. Doch bis dahin kann noch so viel passieren“, sagt die Bliesransbacherin. Sie ist von morgens bis abends auf dem Hartungshof und ordnet alles dem Reiten unter. Wenn sie nicht gerade bei ihren Pferden ist, macht sie Krafttraining oder Gymnastik, was auf diesem Niveau als Ausgleich und zur Stabilisierung der Muskulatur unbedingt von Nöten ist. Im vergangenen Februar gewann sie mit Despereaux im französischen Le Mans die Prüfung bei den U-21-Jährigen.

In Ungarn und in England stand sie bei Nationenwertungen ebenfalls ganz oben auf dem Treppchen. „Die Erfolge sind schön und die Wettkämpfe machen Spaß. Aber das Wichtigste ist, dass es uns allen gut geht. Das sind nicht bloß Pferde, das sind Familienmitglieder“, sagt die 19-Jährige, streichelt ihrem Despereaux über die mittlerweile sehr gut verheilte Platzwunde und dreht mit dem Elfjährigen noch eine lockere Runde über den Hof.

 

Der nächste Höhepunkt steht für die beiden bereits am kommenden Wochenende an. Dann sind die Saarlandmeisterschaften im Dressurreiten in Heiligenwald.

Text und Fotos: Heiko Lehmann.