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Junge Franzosen sorgen für Chaos und Polizeieinsatz am Totobad- Lob für Kleinblittersdorfer Bad

Auch am Sonntag herrschte am Eingang vor dem Totobad in Saarbrücken noch großer Andrang.
Auch am Sonntag herrschte am Eingang vor dem Totobad in Saarbrücken noch großer Andrang.

Saarbrücken. Schon bei der Eröffnung der Freibadsaison im Mai kamen Befürchtungen auf, dass es vor dem Eingang zum Saarbrücker Schwarzenbergbad zu Problemen kommen könnte, wenn bei hohen Temperaturen viele Menschen in das Bad wollen. Aber was sich am vergangenen Samstag vor den Toren des Bades abspielte, war weit schlimmer als im Mai befürchtet.

Ich schätze, es waren bestimmt 200 Leute, die auf einmal in das Bad wollten. Er herrschte Chaos. Die Bädegäste in den vorderen Reihen am Eingang lieferten sich verbale Schlachten mit dem Sicherheitspersonal. Alle waren total überfordert. So gut wie kein Gast hatte eine Maske auf, und an eine Abstandsregelung war überhaupt nicht zu denken“, berichtet ein Besucher, der am Samstag mit seiner Familie ins Schwarzenbergbad wollte.

Er hatte sich ordnungsgemäß online Eintrittskarten gekauft. Trotzdem musste er gegen 15 Uhr fast eine halbe Stunde warten, bevor er ins Bad konnte. „Es war relativ eindeutig, dass junge Ausländer und in erster Linie junge Franzosen für das Ganze verantwortlich waren. Keiner hatte online ein Ticket gebucht, und alle wollten einen Zettel ausfüllen, bar bezahlen und so ins Bad. Irgendwann waren die Zettel alle“, erzählt der Familienvater weiter.

 

Die erwähnten Zettel sind die Formulare, auf denen die Besucher ihre Personalien angeben – um im Corona-Fall die  Nachverfolgung von Infektionsketten zu ermöglichen. 920 Menschen dürfen gemäß Corona-Vorschriften am Nachmittag ins Totobad. Ohne Corona wären es an heißen Tagen 7000 Menschen.

Der Parkplatz wurde für die Autos nicht gesperrt.
Der Parkplatz wurde für die Autos nicht gesperrt.

Nach Zeugenaussagen spitzte sich am Samstag die Situation am Eingang immer mehr zu und drohte zu eskalieren. Immer mehr Menschen kamen und wollten ins Bad. Auf dem kleinen Parkplatz vor dem Eingang war schon lange nichts mehr frei. Trotzdem kamen ständig Autos, drehten eine Runde um den Parkplatz und sorgten zusätzlich für Unruhe.

Irgendwann traf die Polizei ein, öffnete die Eingangstore, und alle konnten, ohne Eintritt zu bezahlen, ins Bad. Anders wäre die Situation aus meiner Sicht auch nicht mehr zu lösen gewesen“, schildert der Familienvater seine Erlebnisse.

Die Stadtwerke Saarbrücken Bäder GmbH bestätigte – auf SZ-Anfrage – den Vorfall und erklärte, dass es zur Deeskalation nur zwei Möglichkeiten gegeben habe, entweder das Bad zu schließen oder alle reinzulassen.

Der Sicherheitsdienst des Bades sprach gegenüber der SZ von einer unerwartet großen Menge junger Franzosen, die plötzlich auftauchten und für das Chaos verantwortlich gewesen seien.

 

Das bestätigte auch Gabriele Scharenberg-Fischer, die Geschäftsführerin der Stadtwerke Saarbrücken Bäder GmbH, und erklärte weiter: „Wir haben nach der Eröffnungsphase im Mai nachgebessert und durch die Zettel und den Bargeldverkehr dafür gesorgt, dass auch ältere Menschen in das Bad können, die keinen Online-Zugang haben. Und jetzt wird die Situation ausgenutzt. Wir haben auf unserer Homepage auch in Französisch geschrieben, dass man sich online ein Ticket buchen muss.“

Am Sonntag herrschte etwas mehr Ordnung am Eingang.
Am Sonntag herrschte etwas mehr Ordnung am Eingang.

Der Familienvater meint: „Dass es bei einem solchen Wetter zu einem großen Andrang kommen kann, ist doch logisch. Dann muss die Zufahrt zu dem kleinen Parkplatz vor dem Eingang frühzeitig oder generell gesperrt werden. Wenn man am Eingang einzelne Korridore schafft, kann alles in geregelten Bahnen laufen. Ansonsten gibt es, wie gesehen, Chaos.“

Außerdem merkt der Familienvater an: „Ich finde es auch nicht in Ordnung, dass jeder einen Zettel ausfüllen kann und ins Bad darf. Das war eigentlich dafür gedacht, dass vor allem ältere Menschen ohne Online-Zugang die Möglichkeit haben, ins Bad zu kommen.“

Am Sonntag lief die Besucher-Abfertigung am Eingang des Bades wieder wesentlich ruhiger ab – obwohl ähnlich viele Leute ins Bad wollten, wie am Tag zuvor. Weil Menschen aus allen Richtungen auf den Platz vor den Kassenhäuschen strömen, lässt sich schlecht schätzen, wie viele dort gleichzeitig ankommen. Auf dem Parkplatz herrschte auch am Sonntag Autoverkehr im Minutentakt.

Aber das Sicherheitspersonal des Bades war am Sonntag verstärkt worden, und vor den Eingängen waren Korridore angelegt, in denen die Besucher Schlange standen.

 

Wir haben natürlich sofort reagiert und Dinge optimiert. Klar ist aber auch, dass es kein Chaos geben würde, wenn sich jeder an die Regeln halten würde. Wenn wir den Parkplatz sperren wollen, müssen wir schon viel weiter vorne mit Straßensperren arbeiten. Wir werden das prüfen. Viel wichtiger ist aber die Eigenverantwortung bei den Menschen, dann gäbe es diese Probleme nicht“, resümierte Scharenberg-Fischer. 

Das Sonntags-Gedränge am Totobad war dem Familienvater relativ egal. Er war am Sonntag mit seinen Lieben am Bostalsee. "Hier ist Ordnung und es macht Spaß. Das war im Kleinblittersdorfer Freibad übrigens auch so. Dort waren wir in der vergangenen Woche. So müsste es überall sein."

Text und Fotos: Heiko Lehmann