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Anwohner sind genervt - Die Bahn baut in Hanweiler noch bis September nur nachts

Die zwei letzten Züge des Tages fallen noch bis September aus.
Die zwei letzten Züge des Tages fallen noch bis September aus.

Rilchingen-Hanweiler. Eine große Menge an Schotter wird aus einer Baggerschaufel in einen leeren Metallcontainer gekippt. Ein Geräusch, dass in der Regel ohrenbetäubenden Lärm verursacht. Vor allem, wenn es Mitten in der Nacht ist und höchstens 50 Meter vom Bett entfernt. „An Schlaf war in der ersten Woche nicht zu denken. Wir mussten bei den hohen Temperaturen nachts auch alle Fenster schließen“, erzählt Guido Kunz. Er wohnt in Rilchingen-Hanweiler nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt. Und dort geht es seit etwas mehr als zwei Wochen in jeder Nacht rund. Die Deutsche Bahn hat vom 22. Juni bis zum 11. September eine Baustelle eingerichtet.

Guido Kunz wohnt direkt neben dem Bahnhof in Rilchingen-Hanweiler.
Guido Kunz wohnt direkt neben dem Bahnhof in Rilchingen-Hanweiler.

Der 80 Meter lange, 2,50 Meter breite und 38 Zentimeter hohe Außenbahnsteig wird erneuert, um einen höhengleichen Einstieg in die Bahn zu gewährleisten. Darüber hinaus wird die Bahnsteigausstattung, wie Sitzbänke und Wetterschutzhäuschen modernisiert. Das teilte die Deutsche Bahn auf Anfrage von Saarlokal mit. Auf die Frage, warum in dieser Zeit ausgerechnet nachts gearbeitet werden muss, antwortete die Bahn: „Da wir bei laufendem Betrieb umbauen, werden die Arbeiten so durchgeführt, dass der Zugverkehr möglichst wenig beeinträchtigt wird. Es fallen lediglich die letzten beiden Züge der Saarbahn ab 22 Uhr aus. Diese Bauplanung wurde im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens vorgestellt. Wir versuchen, die von Bauarbeiten ausgehenden Störungen möglichst gering zu halten, bitten aber vorab wegen möglicher Lärmbelästigungen um Verständnis.“

Der Außenbahnsteig wird erneuert, um einen höhengleichen Einsteig in die Bahn zu gewährleisten
Der Außenbahnsteig wird erneuert, um einen höhengleichen Einsteig in die Bahn zu gewährleisten

Die Bürger erhielten von der Bahn auch eine Bürgerinformation in die Haushalte, auf der die Baustelle genau erklärt ist. Es sind auch Telefonnummern angegeben, die die Anwohner bei Fragen anrufen können. Eine Nummer von einem Lärmschutzbeauftragten und eine von der Projektsteuerung. An der gestörten Nachtruhe von Guido Kunz und den anderen Bewohnern der Bahnhofstraße werden Anrufe aber auch nichts ändern. „In den letzten Tagen ging es nachts einigermaßen. Aber die eigentlichen Arbeiten am Bahnsteig beginnen erst und dann wird es mit Sicherheit wieder laut. Angenehme Sommernächte können wir uns in diesem Jahr sicher abschminken“, sagt Guido Kunz weiter. 

Céline Vogelgesang ist auf die beiden letzen Züge des Tages angewiesen.
Céline Vogelgesang ist auf die beiden letzen Züge des Tages angewiesen.

Die Geschwister Céline und Marvin Vogelgesang wohnen in der Verlängerung der Bahnhofstraße und haben einen so guten Schlaf, dass sie von den Bauarbeiten nicht geweckt werden. Aber sie haben ein anderes Problem. „Wir arbeiten beide in Saarbrücken in der Gastronomie und brauchen die Züge um 22.45 Uhr oder um 23.45 Uhr um nach Hause zu kommen. Jetzt fallen genau diese beiden Züge aus und wir haben ein riesen Problem“, sagt Céline Vogelgesang. Die beiden Züge fahren nur bis nach Kleinblittersdorf und nicht wie gewohnt bis nach Saargemünd. „Es gibt auch keine passende Busverbindung. Wir müssen uns abholen lassen oder selber mit dem Auto fahren. Ich habe mir eine Monatskarte für die Bahn gekauft. Eine Erstattung habe ich bislang noch nicht bekommen“, sagt Céline Vogelgesang weiter. Ihr Bruder Marvin ist offensiver vorgegangen.

Marvin Vogelgesang hat Briefe an die Saarbahn und an Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt geschrieben.
Marvin Vogelgesang hat Briefe an die Saarbahn und an Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt geschrieben.

Er hat die angesprochenen Telefonnummern angerufen und E-Mails an die Saarbahn und den Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt geschrieben. Eine Antwort von der Saarbahn gab es zunächst nicht. Erst nach der Mail an Uwe Conradt kam eine Antwort von der Saarbahn. „Uwe Conrad ist der Aufsichtsratschef der Saarbahn. Es nervt, dass man immer erst hochrangige Leute einschalten muss, dass an den entscheidenden Stellen etwas passiert“, sagt Marvin Vogelgesang. In der Antwort-Mail der Saarbahn steht drin, dass es einen Schienenersatzverkehr aus Gründen der Personalverfügbarkeit nicht geben wird. Weiter heißt es, dass es den beiden frei steht, auf ein anderes Verkehrsmittel umzusteigen, wenn die rechtlichen Bedingungen gegeben sind. Im Einzelfall ist dann zu klären, ob eine Erstattung möglich ist. Für Céline und Marvin bedeutet die Antwort, dass ihnen nicht geholfen wird und dass sie mit ihrem Problem weiterhin alleine dastehen. „Die gucken doch nur, dass sie eine nichtssagende Antwort formulieren und damit aus der Nummer raus sind. Richtiges Interesse an ordentlicher Hilfe hat doch von denen keiner“, sagt Marvin Vogelgesang.

Text und Fotos: Heiko Lehmann.