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Manfred Rohrbacher ist seit 30 Jahren Chef im Freibad - davor leitete er drei Lokale

Manfred Rohrbacher ist seit 30 Jahren der Chef im Kleinblittersdorfer Freibad und geht nicht wie geplant in Rente, sondern hängt noch ein paar Jährchen dran.
Manfred Rohrbacher ist seit 30 Jahren der Chef im Kleinblittersdorfer Freibad und geht nicht wie geplant in Rente, sondern hängt noch ein paar Jährchen dran.

Kleinblittersdorf. Das Wasser ist in den Becken, die Wassertemperatur beträgt schon 17 Grad und für die kommenden Wochen ist tolles Wetter angekündigt. Die Freibadsaison in Kleinblittersdorf hätte ohne Corona bereits am 1. Mai beginnen können -so früh wie seit Jahren nicht. „Es ist wirklich bitter. Wir sind mit allem fertig und könnten loslegen. Sogar der Bau des neuen Babybeckens macht gute Fortschritte“, sagt Manfred Rohrbacher, der Betriebsleiter des Freibades. Er ist seit genau 30 Jahren der Chef des Bades. Im Jahr 1976 hat der damals 15jährige Manfred seine Karriere gestartet und beim Saarbrücker Bäderamt eine Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe begonnen.

Manfred Rohrbacher beim Messen der Wassertemperatur im Jahr 2019.
Manfred Rohrbacher beim Messen der Wassertemperatur im Jahr 2019.

Ich war vor der Ausbildungszeit schon Saisonkraft und Rettungsschwimmer in Bädern und die Arbeit hat mir großen Spaß gemacht“, blickt der 61-Jährige zurück. Das Problem Ende der 1970er Jahre war allerdings, dass es genau in diesen Jahren eine richtige Schwimmmeister-Schwemme im Saarland gab und nicht jeder eine Stelle bekam. Also hängte Manfred noch eine Ausbildung zum Sport-Physiotherapeuten dran. „Es war eine verrückte Zeit. Ich arbeitete nebenher in der Gastronomie und bekam plötzlich die Idee vom eigenen Lokal.“ Aus einem Lokal wurden dann drei. Manfred Rohrbacher betrieb in den 1980er Jahren die Pianobar und die Zillestube in Homburg sowie das Piccadilly in Neunkirchen. Allerdings dauerte der Abstecher in die Gastronomie nur sechs Jahre, dann war wieder Schluss.

von links: Marcus Frey, der stellvertretende Freibadchef, Ulrike Niederländer, die Vorsitzende des Fördervereins und Manfred Rohrbacher.
von links: Marcus Frey, der stellvertretende Freibadchef, Ulrike Niederländer, die Vorsitzende des Fördervereins und Manfred Rohrbacher.

Manfred Rohrbacher stellte die Lebensqualität über das zu verdienende Geld. „Das Nachtleben in den Bars und Clubs macht dich auf Dauer fertig. Es war sehr anstrengend und es gab im Prinzip nur arbeiten und schlafen. Außerdem vermisste ich die Schwimmbäder“, erzählt der geborene Saarbrücker, der mittlerweile in Püttlingen lebt. Wie es der Zufall wollte, waren Ende der 1980er Jahre Bademeister wieder sehr gefragt und nach einem Jahr beim Saarbrücker Bäderamt schaute sich Manfred Rohrbacher das Freibad in Kleinblittersdorf an. „Ich war sofort verliebt. Ich kenne kein Bad, das eine schönere Lage hat. Ich bekam die Stelle sofort und es begann eine wunderbare Zeit.“ Der 61-Jährige wohnte direkt neben dem Hallen- und Freibad in Kleinblittersdorf.

Manfred Rohrbacher im Technikraum unter dem Bad.
Manfred Rohrbacher im Technikraum unter dem Bad.

In den 90er Jahren hatte er zwei Deutsche Doggen, die nachts gerne mal durchs Freibad streunten und unerlaubtem Badebesuch zur unfreiwilligen Flucht verhalfen. „Es war irgendwann Mitte der 1990er Jahre, als ich morgens aufwachte und die Hunde nicht da waren. Das machten sie normalerweise nie. Als ich dann ins Freibad ging, sah ich die Hunde um den Beckenrand laufen. Im Wasser war fünf junge Männer, die die ganze Nacht nicht aus dem Wasser konnte und denen man die Angst in ihren Gesichtern ansah. Ich solle nur die Hunde wegnehmen, sie würden auch nie wieder nachts schwimmen kommen, sagte sie. Was sie nicht wussten, die beiden Hunde konnten keiner Fliege etwas zu Leide tun“, erinnert sich Bernd Rohrbacher und fängt an zu lachen. In seiner Schwimmschule im Hallenbad brachte er etwa 5000 Kindern und behinderten Menschen das Schwimmen bei. Er erlebte aber auch unschöne Sachen im Bad.

Manfred Rohrbacher.
Manfred Rohrbacher.

Er musste einem Fünfjährigen das Leben retten, als das Kind leblos im Wasser trieb. Auch die Kriminalität in den Bädern sei deutlich angestiegen. „In den 90er Jahren konnte man das alles noch selber regeln. Heute brauchst du einen Sicherheitsdienst, ohne den geht es nicht mehr“, sagt Rohrbacher, der schon überlegte vorzeitig in Rente zu gehen. „Es hat einfach keinen Spaß mehr gemacht. Schlägereien waren an der Tagesordnung. Seit wir den Sicherheitsdienst haben, ist aber alles wieder in Ordnung. Dazu kommen eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung und einen Förderverein, ohne den das Freibad heute auch nicht so dastehen würde. Mir macht es wieder Spaß und ich denke, dass ich noch ein paar Jahre weiter machen werde“, sagt der Betriebsleiter, der hofft, dass in dieser Saison trotz Coronakrise in seinem Freibad noch geschwommen werden kann.

Text und Fotos: Heiko Lehmann.