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Kappeskepp-Gardemädchen näht Atemmasken und spendet sie

Anna-Lena Hoffmann aus Brebach näht seit zwei Wochen Atemmasken und spendet sie. Sie kann sich vor Anfragen kaum retten.
Anna-Lena Hoffmann aus Brebach näht seit zwei Wochen Atemmasken und spendet sie. Sie kann sich vor Anfragen kaum retten.

Sitterswald. Wie Anna-Lena Hoffmann aus Brebach erging es in den vergangenen Wochen wohl ganz vielen Menschen im Regionalverband Saarbrücken. „Ich wusste, dass es das Coronavirus gibt und dass andere Länder schon davon betroffen waren. Es war aber irgendwie alles noch so weit weg. Als dann vor zwei Wochen die Maßnahmen in Deutschland so drastisch verschärft wurden, wurde einem erst richtig bewusst, wie dramatisch die Situation auch bei uns ist“, blickt die 24-Jährige aus Brebach zurück. Sie studiert in Saarbrücken Kommunikations-Design. Eines ihrer großen Hobbys, neben dem karnevalistischen Gardentanz bei den Kappeskepp in Sitterswald, ist das Nähen.

Bei den Kappeskepp Sitterswald tanzt Anna-Lena in der Prinzengarde.
Bei den Kappeskepp Sitterswald tanzt Anna-Lena in der Prinzengarde.

Ich habe angefangen zu Nähen, da war ich noch in der Grundschule. Damals habe ich mir Vieles bei meiner Mama und meiner Oma abgeguckt. Irgendwann habe ich mir eine eigene Nähmaschine gekauft und mir die Dinge selber beigebracht“, erzählt Anna-Lena. In ihrer Schulzeit hat sie sich aus alten Jeans Mäppchen genäht. Mittlerweile näht sie sich sogar ihre eigenen Kleider. Und da der Start des neuen Semesters wegen Corona um mindestens einen Monat verschoben wurde, kam ihr die Idee, Atemmasken zu nähen - für alle, die eine brauchen, aber aktuell keine haben. Es folgte die nächste überraschende Situation, die der 24-Jährigen verdeutlichte, wie schlimm die Lage ist. „Ich habe montags bei Facebook eine Nachricht veröffentlicht und gefragt, wer Atemmasken braucht. In wenigen Stunden hatte ich 50 Nachrichten. Krankenschwestern, Pflegepersonal und Privatpersonen haben gefragt, ob sie Masken bekommen könnten. Eine Person fragte sogar gleich nach 30 Masken“, schildert Anna-Lena ihre Erlebnisse. Da sie jedoch nicht alle Masken im Alleingang nähen kann, suchte sie im Internet nach Mitstreitern und wurde fündig. „Es gibt ganz viele Menschen, die zur Zeit Masken nähen. Es gibt sogar ganze Gruppen, die sich um größere Aufträge kümmern. Ich finde es ganz toll, wie die Menschen in unserem Land jetzt zusammenhalten“, sagt sie.

...und sie tanzt beim Tex-Mix der Kappeskepp.
...und sie tanzt beim Tex-Mix der Kappeskepp.

Den halben Tag muss sich Anna-Lena zur Zeit um eine Hausarbeit für das Studium kümmern und die andere Hälfte näht sie Masken. „Mit ein bisschen Übung kann das jeder. Ich verwende nur Materialien aus Baumwolle, da man die kochen kann. Alte Bettbezüge sind ideal dafür“, sagt die 24-Jährige. Doch ist das Nähen wirklich so einfach? „Ja, das finde ich schon. Im Internet gibt es ganz viele, tolle Videos, die einem Schritt für Schritt genau erklären, wie Nähen funktioniert. Ich hole mir in diesen Videos auch immer Tipps und Tricks“, verrät die Studentin. Bis zu 20 Masken schafft sie an einem Tag. Insgesamt 170 hat sie in zwei Woche schon genäht, zur Post gebracht und verschickt – an Privatpersonen und an Pflegeeinrichtungen. Die Kosten für alles trägt sie selber. Sie freut sich über die Dankbarkeit der Menschen und ist stolz darauf, dass sie helfen kann. „Mir macht das Nähen großen Spaß. Bevor ich zu Hause sinnlos herum sitze und die Zeit totschlage, kann ich auch helfen. Außerdem befreit die Arbeit auch und lenkt einen zumindest für ein paar Stunden von der schlimmen Zeit ab, die wir alle gerade durchleben“, sagt die 24-Jährige.

 

Text und Fotos: Heiko Lehmann