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Höchste Ehre für Winfried Kasper - Er wird in den DFB-Club 100 aufgenommen

Winfried Kasper in seinem Element. Er hat im vergangenen Jahr wie kein zweiter beim Bau des Bliesransbacher Naturrasenplatzes geholfen.
Winfried Kasper in seinem Element. Er hat im vergangenen Jahr wie kein zweiter beim Bau des Bliesransbacher Naturrasenplatzes geholfen.

Bliesransbach. Mit Tränen in den Augen stand Winfried Kasper am Morgen des 1. Juni 2018 vor dem Sportplatz in Bliesransbach und blickte auf ein Trümmerfeld. Das Jahrhundert-Unwetter hatte in der Nacht zuvor den Kunstrasen des SC Blies komplett zerstört. „Das war das Schlimmste, was unserem Verein in seiner 100jährigen Geschichte passiert ist. Wir wussten damals nicht, wie es weiter gehen sollte. Es war alles kaputt“, erinnert sich Winfried Kasper. Damals stand der SC Blies in den Startlöchern, um die Kunstrasendecke des Platzes für mehr als 100 000 Euro zu erneuern. „Wenn das Unwetter vier Wochen später gekommen wäre, würde es unseren Verein wahrscheinlich nicht mehr geben. Dann wäre der neue Platz kaputt gewesen und das hätten wir finanziell nicht stemmen können“, erinnert sich der 72-Jährige an das Positive in der schlimmsten Vereinszeit.

So sah der Kunstrasen in Bliesransbach nach dem Unwetter 2018 aus.
So sah der Kunstrasen in Bliesransbach nach dem Unwetter 2018 aus.

Nach dem Unwetter war es vor allem Winfried Kasper, der so gut wie jeden Tag vor Ort war und bei den Aufräumarbeiten half. Oft stand er alleine auf dem Platz und zerschnitt den kaputten Kunstrasen, damit er entsorgt werden konnte. „Ich war das nicht nur alleine. Wir waren eine Gruppe von etwa fünf Leuten, die immer da war. So war das auch im vergangenen Jahr, als wir den neuen Naturrasen gebaut haben“, erzählt der Bliesransbacher. Er stand oft mitten in der Nacht auf, fuhr zum Sportplatz und schaute, ob die Bewässerungsanlage richtig funktionierte, damit der neue Rasen ausreichend Wasser bekam. „Was soll ich sagen, es ist eben mein Verein und da macht man so etwas. Man denkt da nicht groß drüber nach, wie viel Arbeit das ist.“ 50 Jahre lang war Winfried Kasper Schiedsrichter für den SC Blies, 17 Jahre lang Jugendtrainer und drei Jahre Trainer der Aktiven.

Im Jahr 2008 packte Winfried Kasper beim Tatort Dorfmitte mit an.
Im Jahr 2008 packte Winfried Kasper beim Tatort Dorfmitte mit an.

Die eigene Fußballerkarriere durfte er erst mit zwölf Jahren starten. „Unsere Familie war eine Turnerfamilie und ich durfte vorher kein Fußball spielen. Ich habe aber schon mit elf Jahren gespielt. Unser damaliger Trainer Oswin Bruckmann hat nach dem Attest vom Arzt die Unterschrift von meinen Eltern gefälscht und so konnte ich heimlich mitspielen, ohne das es meine Eltern wussten“, erinnert sich das Bliesransbacher Urgestein 60 Jahre zurück und muss lachen. Zwischenzeitlich war er sogar Theaterleiter beim SC Blies. In den 1970er und 1980er Jahren wurde auf vielen Familienabenden bei den Bliesransbacher Vereinen immer Theater gespielt.

In der vergangenen Woche wurde Winfried Kasper (links) in den Club 100 des DFB aufgenommen.
In der vergangenen Woche wurde Winfried Kasper (links) in den Club 100 des DFB aufgenommen.

So ein Abend ohne Theater war damals undenkbar. Und jeder Verein wollte das beste Theater haben. Das war eine verrückte Zeit mit extremem Konkurrenzdenken. Heute ist es viel besser. Heute helfen sich die Vorstände der Vereine untereinander“, weiß der 72-Jährige. Für ihn gab es das Konkurrenzdenken nie. Er half beim Turnverein, beim Obst- und Gartenbauverein oder beim Heimat- und Verkehrsverein – überall wo er gebraucht wurde. Und das ist heute noch so, auch wenn sein liebstes Hobby mittlerweile seine beiden Enkelkinder Jana und Linus sind. Für seine Verdienste um den SC Blies wurde Winfried Kasper in der vergangenen Woche die höchste Ehre zu Teil, die der Deutsche Fußballbund (DFB) für Ehrenamtler vorsieht. Er wurde in den Club 100 berufen und wird im kommenden Herbst, anlässlich eines Länderspiels der Deutschen Nationalmannschaft bei einer Sportgala von den höchsten Funktionären des DFB ausgezeichnet.

Text und Fotos: Heiko Lehmann