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Kleinblittersdorf hat das erste Vorsorgekonzept für Starkregenereignisse im Saarland

Kleinblittersdorf. Die Gemeinde Kleinblittersdorf hat am vergangenen Mittwoch als erste Kommune des Saarlandes ein Vorsorgekonzept für Starkregenereignisse vorgelegt. Dabei geht es um Wasserrückhaltemaßnahmen, den schadarmen Transport des Hochwassers in den Ortschaften, den Objektschutz und die Bauvorsorge sowie sonstige Vorsorgemaßnahmen, wie die Optimierung der Alarm- und Einsatzpläne.

Professor Robert Jüpner (links) von der Uniwasser GmbH Kaiserslautern stellte am Mittwoch das Starkregen-Vorsorgekonzept vor. Links daneben: Stephan Strichertz, Bürgermeister von Kleinblittersdorf und André Assmann von der Fa. Geomer GmbH Heidelberg.
Professor Robert Jüpner (links) von der Uniwasser GmbH Kaiserslautern stellte am Mittwoch das Starkregen-Vorsorgekonzept vor. Links daneben: Stephan Strichertz, Bürgermeister von Kleinblittersdorf und André Assmann von der Fa. Geomer GmbH Heidelberg.

 „Es ist aber auch klar, dass zum Beispiel die Fassungsvermögen von Wasserrückhaltemaßnahmen bei Starkregenereignissen nicht ausreichen werden, um alle Wassermassen zu stauen. Es geht hier um eine Optimierung“, sagte Professor Robert Jüpner von der Uniwasser GmbH Kaiserslautern, die zusammen mit der Fa. Geomer GmbH Heidelberg das Vorsorgekonzept in einem Jahr erarbeitete. Es gab 13 Vorort-Begehungen, Datenerhebungen und insgesamt sieben Bürgerworkshops. Eine Starkregen-Gefahrenkarte ist das Herzstück des gesamten Konzeptes.

Wir haben keine ehemaligen Ereignisse reproduziert, sondern wir haben Modell-Szenarien errechnet mit 60, 90 und 120 Liter Regen pro Stunde und Quadratmeter. So konnten wir Überflusstiefen und Abflussintensität festlegen. In der Gemeinde konnten wir 49 Risikoobjekte und 24 Risikobereiche festlegen“, so Robert Jüpner. Bei der Unwetter-Katastrophe im Juni 2018 fielen eine Nacht lang 86 Liter Regen pro Stunde und Quadratmeter auf weite Teile der Gemeinde Kleinblittersdorf. Es entstanden Schäden in Millionenhöhe. Es war der Anlass für die Gemeinde, sofort zu reagieren und ein solches Vorsorgekonzept erstellen zu lassen. „Wir haben schon parallel zur Konzepterstellung damit begonnen, Teile des Konzeptes umzusetzen. Dafür haben wir einen sechsstelligen Betrag in die Hand genommen. Darin enthalten waren auch Reparaturmaßnahmen nach dem Unwetter“, erklärt Bürgermeister Stephan Strichertz.

Eine Starkregen-Gefahrenkarte für Kleinblittersdorf. Die Gemeinde wird alle Karten noch detailliert veröffentlichen.
Eine Starkregen-Gefahrenkarte für Kleinblittersdorf. Die Gemeinde wird alle Karten noch detailliert veröffentlichen.

Zwei Ordner voll mit Szenarien und präventiven Maßnahmen hat die Gemeinde nun abzuarbeiten. Doch die Maßnahmen kosten Geld und die Gemeinde hat ein mehr als 20 Millionen Euro tiefes Loch in der Kasse. „Wir wollen und werden auch nicht in blinden Aktionismus verfallen. Die ganze Angelegenheit wird eine Daueraufgabe für die Gemeinde. Ich stelle mir vor, dass der Gemeinderat ein Prioritätenkatalog auf den Weg bringt. Für das kommende Jahr haben wir einen sechsstelligen Betrag für solche Maßnahmen in den Haushalt eingestellt“, sagt der Bürgermeister. Doch selbst wenn die Gemeinde alle vorgeschlagenen Maßnahmen aus den beiden Vorsorge-Katalogen abgearbeitet hätte, würde das noch lange nicht bedeuten, dass beim nächsten Jahrhundert-Unwetter nichts passieren würden.

Das ist auch unmöglich. Es geht viel mehr darum, dass die Gemeinde weiß, was passieren kann, wo mögliche Schwachstellen sind und wie man diese verbessern kann. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Sensibilisierung der Einwohner und der Gemeindemitarbeiter für dieses Thema“, sagte Professor Jüpner am Mittwoch. 91 000 Euro hat die Erstellung des Vorsorgekonzeptes gekostet. 70 Prozent davon (63 700 Euro) hat das saarländische Umweltministerium übernommen. „Die Gemeinde Kleinblittersdorf hat hier die Vorreiterrolle für das Saarland eingenommen. Mittlerweile sind 31 Kommunen dabei, ein solches Konzept auf den Weg zu bringen“, sagte Manuela Gretschel vom Umweltministerium. Das doofe an dieser Vorreiterrolle ist jedoch, dass das Umweltministerium bei den Kommunen mittlerweile 90 Prozent der Kosten übernimmt und nicht wie in Kleinblittersdorf nur 70 Prozent. Der Gemeindeverwaltung hat mitgeteilt, dass das komplette Vorsorgekonzept zeitnah online veröffentlicht wird.

Text und Fotos: Heiko Lehmann