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70 Jahre Foto-Studio Schäfer - Samstag, ab 12 Uhr beginnt die Feier im Studio

Maria Schäfer ist Fotografenmeisterin und kennt den Unterschied zwischen einem Selfie und dem Entwickeln von Fotos in den 1970er Jahren ganz genau.
Maria Schäfer ist Fotografenmeisterin und kennt den Unterschied zwischen einem Selfie und dem Entwickeln von Fotos in den 1970er Jahren ganz genau.

Kleinblittersdorf. Für das perfekte Selfie halten die Jugendlichen heutzutage das Smartphone in eine günstigste Position, drücken zehn Mal den Auslöser und suchen sich danach das schönste Foto zur Veröffentlichung in den sozialen Medien aus.

„Ich denke eher, dass sie doppelt und dreifach so viele Fotos machen und das schönste dann noch mit entsprechenden Filtern auf den Smartphones bearbeiten“, sagt Maria Schäfer und muss bei den Gedanken an die Vergangenheit den Kopfschütteln und grinsen.Die 61-Jährige leitet seit 26 Jahren das Fotostudio Schäfer in Kleinblittersdorf, das ihr Vater Josef und ihre Mutter Hilde vor genau 70 Jahren eröffneten. Maria ist quasi mit dem Fotoapparat in der Hand aufgewachsen. In ihrer Jugend in den 1960er und 1970er Jahren gab es ein Smartphone-Selfie noch nicht einmal im Traum. Damals dauerte die Entwicklung von Fotos noch Tage. Zunächst einmal musste der Film aus der Kamera und im Dunkeln geöffnet werden. Dann wurde er über eine Rolle gehängt und kam in einen Tank mit Entwicklerflüssigkeit.

Im Anschluss wurde der Film fixiert, gewässert und getrocknet. Dann ging es unter den Bildvergrößerer. Dort wurden aus den Negativen die Fotos ausgesucht, und die entsprechenden Ausschnitte, die man wollte. Danach kam die nächste Runde mit Entwicklerflüssigkeit, fixieren, wässern und schließlich trocknen. Dann war das Foto fertig.“ 

Ein extrem aufwändiger Prozess, den man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Marias Vater Josef war ein begeisterter Fotograf, fotografierte sogar während seinen Kriegseinsätzen im Zweiten Weltkrieg. Bereits 1949 war er Fotografenmeister. Leider verstarb er 1980. Doch was wäre, wenn Josef heute plötzlich noch einmal hier wäre und die neueste Technik mit Selfies und dem ganzen digitalen Pipapo erleben würde? „Er würde es niemals glauben. Die Technik hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so rasant weiter entwickelt, dass ich es fast nicht glauben kann. In den 1970er Jahren waren die Polaroid-Kameras ja schon eine Sensation“, erinnert sich Maria Schäfer. Die Kleinblittersdorferin hat sich mit der Entwicklung der Zeit arrangiert, fotografiert heute auch nur noch digital und bietet professionelle und qualitativ hochwertige Arbeiten an.

Der Unterschied liegt in der Professionalität. Gelernt ist eben gelernt. Richtig gute Fotos, bei denen alles passt, macht man nicht mal eben so“, sagt die 61-Jährige. Früher, so erinnert sie sich, kamen pro Woche etwa 50 Leute in ihren mittlerweile schon legendären Fotoladen und gaben ihre Filme zum Entwickeln ab. Heute kommt vielleicht noch einer in drei Wochen. Doch es werden wieder mehr. „Komischerweise kommen auch wieder junge Menschen, die ihren Film entwickeln lassen wollen. Ich kann mir vorstellen, dass es wieder ein Trend wird, gerade im künstlerischen Bereich“, sagt die Fotografenmeisterin, die selber ein wenig überlegen muss, bevor sie sich zwischen neu und alt entscheidet.

Das digitale Zeitalter ist natürlich viel schneller, aber an diese Spannung beim Fotografieren und Entwickeln von früher kommt nichts ran. Das war damals schon eine coole Zeit“, sagt die Kleinblittersdorferin. Am 30. November feiert das Fotostudio Schäfer seinen 70. Geburtstag – mit einer kleinen Ausstellung von uralten Kameras und einigen von unzähligen, alten Heimatfotos, die Maria Schäfer in ihrem Archiv hat.

Text: Heiko lehmann. Fotos: Foto-Studio Schäfer, Heiko Lehmann.