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Lukas Nagel ist Deutscher Hochschulmeister im Karate

Lukas Nagel ist deutscher Hochschulmeister im Karate und fährt wöchentlich hunderte Kilometer zum Training nach St. Wendel.
Lukas Nagel ist deutscher Hochschulmeister im Karate und fährt wöchentlich hunderte Kilometer zum Training nach St. Wendel.

Auersmacher. Ein Fuß auf dem Boden, der andere in der Luft und weit über dem Kopf. Dann folgt eine dynamische Sprungbewegung und Lukas Nagel macht die Ausgangsübung noch einmal komplett in der Luft. Bereits beim Zusehen schnallt man nicht unbedingt sofort, was da genau vor sich geht. Es sieht jedenfalls aus, wie diese spektakulären Szenen in Kampfsportfilmen.

Lukas Nagel beherrscht diese technischen Höchstschwierigkeiten aus dem Effeff. Kein Wunder – der 21-Jährige ist Deutscher Hochschulmeister im Karate und hat sich in diesem Monat für die Europäischen Hochschulmeisterschaften 2020 in Serbien qualifiziert. „Das ist ein toller Erfolg. Jetzt muss ich aber weiter fleißig trainieren, wenn ich in Serbien gut abschneiden möchte“, sagt Lukas Nagel. Er ist in Kleinblittersdorf aufgewachsen, wohnt aber schon 14 Jahre in Auersmacher. Früher hat er auch mal Fußball gespielt, doch seit er im Alter von elf Jahren beim TV Kleinblittersdorf Karate ausprobiert hatte, war es um ihn geschehen.

Diese Kombination aus Beweglichkeit, Athletik und Konzentration hatte mich sofort fasziniert. Für mich war direkt klar, dass ich diesen Sport lernen muss“, blickt der 21-Jährige zurück. Ebenfalls schnell fiel die Entscheidung für Wettkampfkarate und nicht für das traditionelle Karate, wie es in vielen Vereinen praktiziert wird. „Es gibt im Saarland nur wenige Vereine, die Wettkampfkarate anbieten. Ich hatte am Anfang Glück, dass es so etwas in Kleinblittersdorf gab“, sagt Lukas.

Während traditionelles Karate mehr einer Demonstration ähnelt, geht es im Wettkampfkarate Mann gegen Mann. Allerdings kracht es dabei auch nicht wirklich extrem. „Körpertreffer oberhalb der Gürtellinie und unter dem Hals sind in vollem Umfang erlaubt. Am Kopf darf man den Gegner nicht hart treffen, sonst gibt es eine Verwarnung. Bei vier Verwarnungen hat man verloren“, erklärt der Kampfsportkünstler.

Die Karategas sind in ihren Bewegungen so geübt, dass sie zwar ihre Techniken auch in Richtung Kopf anwenden, aber kurz vor dem Einschlag stoppen. „So in etwa“, sagt Lukas, schwingt das Bein und stoppt kurz vorm Reporter-Kopf ab. Eine beeindruckende Demonstration, die für den Normalsterblichen definitiv zu schnell war. Für die Körpertreffer und die angetäuschten Treffer gibt es Punkte, so dass am Ende der Sieger ermittelt werden kann. Einmal war Lukas schon Deutscher Vizemeister (Jugend) und 18 Mal Saarlandmeister.

Er zählt zum Saarlandkader, musste aber auch schon deutliche Hürden nehmen, um seine Karriere fortsetzen zu können. „Mein Trainer Niklas Quint

musste in Kleinblittersdorf aufhören und somit gab es dort kein Wettkampfkarate mehr. Ich suchte nach einem Verein und wurde in St. Wendel fündig“, erklärt der Dual-Student beim Innenministerium. Seit einigen Jahren fährt Lukas somit dreimal die Woche von Auersmacher nach St. Wendel – hin und zurück 110 Kilometer. Hinzu kommen Kadertrainings in der Sportschule.

Der 21-Jährige finanziert alles aus der eigenen Tasche. Auch die Reisen zu Turnieren in Belgien, Luxemburg oder Holland, die er mehrfach schon gewann. Als Preis gibt es kein Geld, sondern nur Pokale. „Es ist wirklich ein reines Hobby, aber ich möchte schon noch ein bisschen was erreichen. Deutscher Meister bei den Herren wäre schon ein toller Erfolg. Das ist noch einmal was ganz anderen als deutscher Hochschulmeister. Ich werde weiter trainieren und gebe mein Bestes“, sagt der 21-Jährige.

Text und Fotos: Heiko Lehmann