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Bliesransbach feiert die Kirb wie kein anderer im Saarland

Felix Gusenburger (links, 18 Jahre) ist der jüngste und Thomas König (56 Jahre) der älteste von insgesamt 43 Kirwebuwe in Bliesransbach. Der Ort feiert noch bis Dienstag sein größtes Fest des Jahres.
Felix Gusenburger (links, 18 Jahre) ist der jüngste und Thomas König (56 Jahre) der älteste von insgesamt 43 Kirwebuwe in Bliesransbach. Der Ort feiert noch bis Dienstag sein größtes Fest des Jahres.

Bliesransbach. So gut wie jeder Ort im Regionalverband Saarbrücken feiert in jedem Jahr seine Kirmes. Tradition, Fahrgeschäfte auf den Marktplätzen, gut gefüllte Gasthäuser und Unterhaltung für die ganze Familie – die Kirmes wird von Ort zu Ort verschieden, mal kleiner und mal größer, gefeiert. Was in Bliesransbach zur Zeit los ist, sprengt wie in vielen Jahren zuvor alle Rahmen.

Seit dem gestrigen Sonntag wird dort die „Kirb“ gefeiert. „Ich warte schon seit Jahren auf den Tag, an dem ich das erste Mal Kirwebub sein darf. Jetzt ist es endlich soweit. Das mag für Außenstehende vielleicht komisch klingen, aber bei uns ticken die Uhren da anders“, sagte Felix Gusenburger gestern mit einem Funkeln in den Augen. Erst mit Vollendung des 18. Lebensjahrs darf man in Bliesransbach Kirwebub werden und somit in eine Jahrhunderte alte Tradition eintauchen.

das Höchste, was es gibt“, sagt Felix, der in diesem Jahr 18 Jahre alt wurde und ab Sonntag das erste Mal dabei sein durfte – mit 42 weiteren Kirwebuwe wohlgemerkt. Um 12 Uhr trafen sich die Kirwebuwe und gingen zuerst zum Friedhof und ehrten die verstorbenen Kirwebuwe. Danach ging es in die Gasthäuser und zum offiziellen Ausgraben der Kirmes auf den Marktplatz. Um 14.30 Uhr wurde vor 200 Menschen bei der Kirmesrede, das Bliesransbacher Dorfleben durch den Kakao gezogen. „Unsere Kirb fängt eigentlich schon vier Wochen früher an. Dann werden in regelmäßigen Sitzungen die Ämter der Kirwebuwe vergeben und die ganze Kirmes organisiert“, erklärt Thomas König.

Der 56-Jährige ist in diesem Jahr zum 40. Mal Kirwebub. „Es geht im Prinzip schon am Jahresbeginn los, wenn man seinen Urlaub plant. Die Kirmes ist das Höchste in Bliesransbach, da muss man sich einfach frei nehmen“, sagt der Chemielaborant beim Landesamt für Umweltschutz. Thomas ist mit 56 Jahren der älteste Kirwebub, Felix mit 18 Jahren der jüngste. „Das spielt an der Kirb keine Rolle. Wir feiern alle zusammen und lassen die Tradition hochleben. So etwas schweißt den ganzen Ort auch zusammen“, erklärt Thomas.

Um 20 Uhr wurde am Sonntagabend der Kirmesstrauß ausgetanzt. Wer von den Kirwebuwe den Strauß in der Hand hält, wenn der Wecker zum Tanzende klingelt, der muss 50 Liter Bier spendieren. „Für die Kirmes muss man schon ein bisschen Geld sparen. Wer zu spät kommt, Regeln missachtet oder Fehler bei den offiziellen Programmpunkten macht, wird zu Kasse gebeten“, erklärt Felix, der in der Ausbildung zum Schreiner ist. Der heutige Kirwe-Montag ist so etwas wie der höchste Feiertag im Ort.

Am Dienstagmorgen um 10 Uhr geht es weiter. „Da muss man schon ein bisschen auf die Zähne beißen, aber Kirmes ist nur einmal im Jahr“, sagt Thomas. Am Dienstagabend ziehen die Kirwebuwe noch einmal durch alle Kneipen, danach zum Ortsvorsteher, zum Schnapsbrenner, in die Garage des Kirweleiters und anschließend zur offiziellen Beerdigung der Kirmes auf den Marktplatz.

Anschließend werden der Kirmesbaum und die Hüte der Kirwebuwe auf dem Marktplatz verbrannt und das höchste Fest des Ortes ist für ein Jahr Geschichte. „An die Beerdigung möchte ich noch gar nicht denken, dann ist ja alles vorbei. Ich freue mich jetzt erst einmal auf die nächsten Tage und hoffe, dass ich ich mich bei meiner Premiere nicht ganz so schlecht anstelle. Mein Vater und mein Opa waren schon Kirwebuwe. Da steht man natürlich unter Beobachtung“, sagt Felix, während des bislang größten Festes seines Lebens.

Text und Fotos: Heiko Lehmann