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Jürgen Brandstetter hört in der Schwemm auf - letzte Schicht am Sonntag

Am kommenden Sonntag ist nach 36 Jahren die letzte Schicht von Jürgen Brandstetter, dem Kult-Restaurantbesitzer von Auersmacher.
Am kommenden Sonntag ist nach 36 Jahren die letzte Schicht von Jürgen Brandstetter, dem Kult-Restaurantbesitzer von Auersmacher.

Auersmacher. Er kennt generationsübergreifend so gut wie alle Geschichten und Geheimnisse der Auersmacher Bevölkerung und von Menschen darüber hinaus. Er hat miterlebt wie Fußball-Nationalspieler Jonas Hector seine erste Biere getrunken hat. Jürgen Brandstetter ist der Kult-Kneipier, Kult-Restaurantbesitzer und Kult-Koch in einer Person in Auersmacher. Am kommenden Sonntag ist Schluss.

Nach 36 Jahren hört der 61 Jährige mit einem rauschenden Fest in seinem Restaurant „Zur Schwemm“ offiziell auf. Offiziell deshalb, da seine beiden Töchter Janet und Kathrin das Restaurant weiter führen. „Ich werde sie natürlich weiter unterstützen und so lange Kochen bis ein neuer Koch gefunden ist. Dann freue ich mich auf die Zeit vor dem Tresen und erlebe mal die andere Seite“, sagt Jürgen Brandstetter. Nach der Bundeswehrzeit hat der Ur-Auersmacher Koch gelernt und anschließend die Schwemm, wie es in Auersmacher kurz heißt, übernommen. „Ein eigenes Restaurant war schon immer mein Traum. Meine Eltern hatten das ganze Haus mit Wohnungen und Restaurant in den 1970er Jahren gekauft und es wurde jemand gesucht, der das Restaurant weiter betreibt. Also habe ich es gemacht“, erzählt der 61-Jährige. Er hat aus der Schwemm ein Kult-Restaurant gemacht, das weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt ist. Ein Erfolgsrezept hat Jürgen Brandstetter nicht:

 „Ich gehe mal davon aus, dass ich nicht ganz so schlecht koche, da die Leute immer wieder gekommen sind“, sagt der Schwemm-Chef und lacht. „Es ist aber auch ein Riesenvorteil, wenn einem das Haus gehört, in dem das Restaurant ist. Man hat nicht den Druck, dass man zuerst mal einen halben Monat schuften muss, um überhaupt die Miete zu erwirtschaften. Ich stelle mir das schon sehr schwierig vor.“ Als Auersmacher kennt der 61-Jährige natürlich seine Kundschaft bestens. Jeden Abend ist das Restaurant voll. Vereine, Privatpersonen oder Gäste von außerhalb kommen, wollen essen oder eine schöne Zeit haben. „Die Menschen könnten sich auch ihre Kiste Bier kaufen und zu Hause trinken. Es ist die Gesellschaft, die es am Ende ausmacht“, sagt Jürgen Brandstetter. Und damit es auch richtig gesellig wurde, hat der Chef mit vielen Aktionen selber gesorgt. Gemeinsam mit Kumpel Hans-Josef Frey ist Jürgen Brandstetter nach dem Almabtrieb in Auersmacher einfach mal mit den Schafen in die Schwemm marschiert.

 „Na gut, wir hatten schon ein zwei Bier getrunken. Es war lustig. Meine Schafe hören ja wie Hunde, denen hat das auch Spaß gemacht“, erinnert sich der 61-Jährige. Wenn zu späterer Stunde die Fußballer nach dem Training oder der Gesangverein von seiner Probe kam, hatte die Bedienung längst Feierabend. Jürgen Brandstetter warf trotzdem noch den Ofen an und die Gäste mussten sich ihr Bier eben selber zapfen. „Im Prinzip waren und sind wir eine Familie. Und das ist auch so etwas, was den Erfolg ausmacht. Ich habe mich immer als Teil von allen gesehen“, sagt der Schwemm-Chef kurz vor seinem letzten offiziellen Auftritt. Am Sonntag soll es noch einmal krachen – dann ist Sommerpause und es wird ein wenig renoviert, damit seine Töchter ab dem 1. September in eine neue Ära der Schwemm starten können – eine Ära die in irgendeiner Form auch von Jürgen Brandstetter weiter geprägt werden wird.

Text und Fotos: Heiko Lehmann