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Bliesransbacher Jäger retten Rehkitze mit Drohne

Bliesransbach. Stolz und glücklich hält Marcel Hensgen ein kleines, niedliches Rehkitz in den Händen und trägt es von einem großen Wiesenfeld in Bliesransbach. „Dieses Kitz konnten wir retten. Hoffentlich werden es noch sehr viele mehr“, sagt der Jäger. Am vergangenen Dienstag um sechs Uhr in der Früh trafen sich die Jäger des Jagdbezirkes Bliesransbach auf den Feldern in ihrer Heimat zu einem Pilotprojekt. 

In Absprache mit den Landwirten ließen die Jäger eine Drohne mit Wärmebildkamera über die Felder fliegen, die von den Landwirten an diesem Tag gemäht werden. „In einem verantwortungsvoll bewirtschafteten Jagdrevier sollte dieses Gerät heute Standard sein. Es ist endlich eine sinnvolle Möglichkeit, durch das Abfliegen vor dem Mahdbeginn Rehkitze in den Mähwiesen aufzufinden“, sagt Jagdpächter Michael Keßler, der sich diese Drohne (Wert etwa 6000 Euro) zugelegt hat. In den vergangenen Jahren wurden nicht nur in der Gemeinde Kleinblittersdorf zahlreiche Rehkitze bei der Ernte getötet. 

90 000 Kitze kommen so laut Auskunft der Jäger in Deutschland jedes Jahr ums Leben. „Die kleinen Kitze haben in ihren ersten Lebenswochen noch den Drückreflex. Das heißt, sie bleiben bei Gefahr einfach liegen. Sie entwickeln erst später den Fluchtreflex und flüchten bei Gefahr“, erklärt Michael Keßler. Er wurde als Jäger schon oft von Landwirten angerufen, wenn ein Kitz mit gemäht wurde. „Es ist schrecklich. Die Kitze schreien wie am Spieß, wenn ihnen zum Beispiel Beine abgemäht wurden, was keine Seltenheit ist. Dann bleibt nur noch die Möglichkeit, die Tier von ihren Schmerzen zu erlösen“, sagt Keßler weiter. 

Die Jagdpresse berichtete im vergangenen Jahr von einem Fall, bei dem ein Landwirt in Niedersachsen zwölf Kitze durch Mähen getötet hat. Er wurde mit einer Geldstrafe von 2000 Euro bestraft. Oft haben auch Kitze mit Fluchtreflex, die bereits einige Monate alt sind, keine Chance. „Früher wurde mit kleinen Traktoren gemäht und die Bauern brauchten für eine Fläche von 200 Hektar vielleicht eine Woche. Heute mähen diese Fläche schnelle Maschinen an einem Tag und mit einem neun Meter breiten Schneidwerk. Da gibt es fast kein Entkommen mehr“, berichtet der Bliesransbacher Jäger. 

So oft es geht treffen sich die Jäger jeden Morgen mit ihrer Drohne fliegen die Felder in ihrem Ort ab. „Die Wärmebildkamera entdeckt die Kitze nur so lange es noch kühl draußen ist. Mittags ist es zu warm für die Kamera und in dem hohen Gras entdeckt man die Kitze auf Sicht nicht“, so Keßler weiter. 

Text: Heiko Lehmann. Fotos: Michael Keßler, Heiko Lehmann.