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Joline Becker ist Europameisterin im Westernreiten

Joline Becker und ihre vierjähriger Appaloosa Misterkukident wurden in diesem Jahr Europameister im Westernreiten.
Joline Becker und ihre vierjähriger Appaloosa Misterkukident wurden in diesem Jahr Europameister im Westernreiten.

Bliesransbach. Locker und entspannt galoppieren Ralf Becker auf Jurys little Monster gemeinsam mit Joline Becker auf Misterkukident ihre Runden in der großen Reithalle auf dem Gut Hartungshof in Bliesransbach. Vater und Tochter reiten ihre beiden Appaloosa warm, bevor das Training im Westernreiten beginnt. „Richtiges Training ist das für uns eigentlich nicht. Wir haben einfach Spaß zusammen und reiten bis wir oder die Pferde keine Lust mehr haben. Es passiert alles ohne Zwang“, erklärt Joline Becker. Die 22-Jährige und ihr Pferd Misterkukident haben in diesem Herbst den größten Erfolg ihrer noch jungen Karriere gefeiert. Die beiden sind im tschechischen Prag Europameister in der Kategorie „Western Pleasure“ geworden.

Ralf Becker und Joline Becker verbringen fast täglich Zeit mit ihren Pferden, wobei der Spaß im Vordergrund stehen muss.
Ralf Becker und Joline Becker verbringen fast täglich Zeit mit ihren Pferden, wobei der Spaß im Vordergrund stehen muss.

Wie es die Kategorie schon verrät, soll das Vergnügen im Vordergrund stehen, wenn Pferd und Reiter die unterschiedlichen Gangarten präsentieren Allerdings wird das Ganze von den strengen Augen der Wettkampfrichter beobachtet. Misterkukident ist erst vier Jahre alt und kommt erst in das beste Pferdealter, das ungefähr mit sechs Jahren beginnt. „Er hat alle Übungen perfekt gemacht. Ich war selber überrascht, dass er das so gut gemeistert hat“, berichtet Joline Becker von ihrem ersten Europameister-Titel. Doch der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Die Becker's trainieren ihre Pferde von klein auf, ohne Trainer und alles in akribischer Kleinarbeit.

„Unsere Pferde sind Familienmitglieder. Wir sehen uns täglich und reiten etwa vier bis fünf Mal pro Woche. Ganz oft gehen wir auch einfach nur in den Wald reiten, wenn uns danach ist“, sagt die 22-Jährige, die wie ihr Vater von Beruf Malermeisterin ist. Wann Joline Becker mit dem Reiten angefangen hat, weiß sie gar nicht genau. „Ich saß schon als Baby auf einem Pferd und reite seit ich denken kann. Es ist viel mehr als ein Hobby, es ist ein Lebensinhalt für mich.“ Vater Ralf Becker war bei den Europameisterschaften in Prag auch am Start und erreichte bei den Profis einen beachtlichen vierten Platz. „Vor mir waren drei Profi-Reitlehrer, die waren schon stark. Aber wir sind sehr zufrieden mit dem Abschneiden“, sagt Ralf Becker, der gemeinsam mit seiner Tochter noch mehrere Podestplätze abgeräumt hat.

Ralf's Pferd Jurys little Monster ist erst drei Jahre und noch sehr verspielt. „Er hat das Potential ein ganz großer zu werden. Wir geben ihm die Zeit, wir haben ja keinen Druck“, sagt der Malermeister. Fünf Tage lang verbrachte Familie Becker im 700 Kilometer entfernten Prag. „Wir haben uns schon etwas ausgerechnet, sonst hätten wir die lange Fahrt nicht angetreten. Dass es am Ende der Europameister-Titel wurde, ist natürlich der Wahnsinn“, so der 47-Jährige. Im Westernreiten werden allgemein von den Pferden die typischen Bewegungen verlangt, wie sie die Pferde früher im Wilden Westen beherrschen mussten. Für Misterkukident ist das mittlerweile alles Routine. Der vierjährige Apploosa wurde bereits Deutscher Meister, Saarlandmeister und ist das beste Jungpferd im Saarland.

„In den Sommermonaten sind wir fast jedes Wochenende irgendwo anders in Deutschland auf Turnieren. In diesem Jahr waren wir sogar in Bremen und sind dort auch auf dem Podest gelandet“, erklärt Ralf Becker, der ebenfalls von Kindesbeinen an reitet. Welchen Stellenwert die Pferde bei den Beckers haben erklärt der 47-Jährige ganz einfach. „Wenn ich erkältet bin, sagen meine Frau und meine Tochter, dass ich mich ausruhen soll und dass es schon nicht so wild sein wird. Wenn eines unserer Pferde hustet, schlagen alle sofort Alarm und der Tierarzt wird gerufen“, sagt Ralf Becker und seine Frau und seine Tochter müssen lachen. Eine pferde-verrückte Familie aus Bliesransbach, die ohne professionelles Training und mit viel Liebe zu den Tieren die besten in Europa geworden sind.

Text und Fotos: Heiko Lehmann