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Ein starke Gemeinschaft! Helfer der Unwetter-Katastrophe feierten

Eine starke Gemeinschaft...die Unwetter-Helfer der Oberdorfstraße in Kleinblittersdorf.
Eine starke Gemeinschaft...die Unwetter-Helfer der Oberdorfstraße in Kleinblittersdorf.

Kleinblittersdorf. „Es hat stark geregnet, aber auch nicht mehr. Wir sind gerade aus Saarbrücken heim gekommen. Einige Zeit später haben wir dann aus dem Fenster geschaut und unseren Augen nicht mehr getraut. Aus der Oberdorfstraße war ein Fluss geworden, der Mülltonnen, Schlamm und Geröll aus ganz Kleinblittersdorf zu uns ins Tal brachte“, erzählte Monika Redzimski aus der Oberdorfstraße 7 ihre Eindrücke aus der aus der Jahrhundert-Unwetternacht vom 1. Juni in Kleinblittersdorf. Zu diesem Zeitpunkt stand der Keller Redzimskis längst unter Wasser. „Aus dem Abfluss im Keller kam eine ein Meter hohe Wasserfontäne heraus“, so Monika Redzimski. 

Der Morgen danach - in der Oberdorfstraße
Der Morgen danach - in der Oberdorfstraße

Auf der andere Seite der Oberdorfstraße wohnt Michaela Fünfrock. „Unsere Garage liegt tiefer als die Straße. Die Garage und unser Keller sind in wenigen Minuten voll gelaufen. Es war nichts mehr zu machen. Waschmaschine, Trockner, Heizung, Türen, Fenster, das Garagentor und eine Harley Davidson gingen kaputt. Wir sind gegen solche Schäden nicht versichert“, erklärte Michaela Fünfrock am vergangenen Samstag in der Villa Musica in Kleinblittersdorf. Dorthin luden fünf Familien aus der Oberdorfstraße etwa 150 Helfer ein, die in der Unwetter-Nacht und an den Tagen danach den Bewohnern der Straße halfen.

Ohne diese Menschen würden wir heute noch da stehen und Schlamm aus unseren Kellern schippen. Die Hilfe, die wir bekommen haben war grenzenlos“, sagt Ina Calisse, ebenfalls aus der Oberdorfstraße. Martin Kleylein und Odin und Isabel Schönsiegel zählen auch zu den Anwohnern, die zu dem Fest eingeladen haben. Auch bei ihnen waren die Keller voll mit Schlamm und Wasser. „Bei uns haben nur noch wenige Zentimeter gefehlt, dann wäre auch die Wohnung voll gelaufen. Irgendwann stand ein Ehepaar aus Völklingen mit Schippe und Besen vor der Tür und hat gefragt, wo sie helfen können“, erzählte Michaela Fünfrock. Wildfremde Menschen von überall her kamen in den Ortskern von Kleinblittersdorf und packten am 1. Juni und in den Tagen danach mit an.

Nach vier Tagen war das Gröbste geschafft
Nach vier Tagen war das Gröbste geschafft

Tonnenweise wurde der Schlamm aus den Häusern geschippt und vom THW oder einem örtlichen Bauunternehmen kostenlos abgefahren. Und jetzt kommts: „Trotz des riesigen Schadens, hat das alles irgendwann angefangen Spaß zu machen. Man hat alle Nachbarn vom sehen gekannt aber nicht so persönlich. Wir haben abends wie früher alle vor der Tür gesessen, haben gegessen, getrunken und uns alle unterhalten“, berichtete Michaela Fünfrock von einer ganz besonderen Dynamik, von der auch in anderen Teilen Kleinblittersdorfs und auch in Bliesransbach berichtet wurde. Das Unwetter in der Gemeinde Kleinblittersdorf hat die Menschen trotz aller Not auf eine besondere Art und Weise wieder zusammengeschweißt.

Ich hätte so etwas vor dem Unwetter niemals für möglich gehalten. Es war schon ganz toll, wie uns plötzlich völlig unbekannte Menschen halfen mit der Situation klar zu kommen“, so Monika Redzimski. Die Helfer bekamen am vergangenen Samstag etwas zurück. Essen, Trinken, Livemusik (alles gesponsort) und feiern bis in die Nacht. Und das, obwohl niemand Ansprüche stellte und jeder seinem nächsten einfach nur helfen wollte. Für die Anwohner der Oberdorfstraße in Kleinblittersdorf war das Fest eine Herzensangelegenheit. „Man darf nicht vergessen, dass unsere Keller am 4. Juli abends und am 5. Juli morgens schon wieder voll liefen. Allerdings war das Unwetter nicht so schlimm, wie das am 1. Juni“, weiß Ina Calisse. 

Und auch wenn zur Zeit nichts nach einem erneuten Unwetter aussieht, die Menschen in der Gemeinde Kleinblittersdorf sind seit dem 1. Juni irgendwie in einer ständigen Alarmbereitschaft. Vor vielen Häusern liegen schon Sandsäcke für den Ernstfall parat und bei jedem anrückenden Gewitter zucken die Menschen zusammen. „Wir haben unsere Einsatzkleidung immer zurecht liegen und können sofort loslegen, wenn das nächste Unwetter kommt. Wir wissen auch, dass wir keinem einen Vorwurf machen können. Bei solchen Wassermassen stoßen Menschen eben an ihre Grenzen“, erzählte Monika Redzimski auf einem von vielen Helferfesten, die es zur Zeit in der Gemeinde Kleinblittersdorf gibt.

Auch die finanzielle Hilfe für die Unwetter-Opfer geht weiter. Der aktuelle Spendenstand beträgt bereits mehr als 160 000 Euro. Am Dienstag, 11. September, empfängt eine Fußball-Gemeindeauswahl aus den Orten Kleinblittersdorf, Bliesransbach und Auersmacher den Regionalligisten 1. FC Saarbrücken zu einem Benefizspiel. Anstoß im Fritz Jone Stadion in Kleinblittersdorf ist um 18.30 Uhr. Der Eintritt beträgt fünf Euro.

 

Text: Heiko Lehmann. Fotos: Monika Redzimski, Heiko Lehmann.