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Johann Breier ist seit 45 Jahren Schiedsmann in Sitterswald

Schiedsmann Johann Breier und seine Frau Elisabeth
Schiedsmann Johann Breier und seine Frau Elisabeth

Kleinblittersdorf. Es war Mitte der 1970er Jahre in Sitterswald an der Oberen Saar. Ein Bürger, der sich durchaus gerne zu Schlägereien hat hinreißen ließ, hatte es mal wieder übertrieben, bekam Hausverbote und war durchaus bereit dazu jeden Konflikt mit den Fäusten auszutragen. Johann Breier war zu dieser Zeit gerade einmal Mitte 30 und erst seit kurzem der neue Schiedsmann von Sitterswald. „Es war einer meiner ersten Fälle und auch einer meiner schwersten. Mir war schon etwas mulmig, als ich morgens aus dem Haus ging. Ich wusste nicht, ob ich bedroht wurde“, blickt Johann Breier zurück. Letztlich brauchte der neue Sitterswalder Schiedsmann etwa ein halbes Jahr um den Fall positiv zu beenden und mit allen Streithähnen eine Einigung zu erzielen. Aber es hatte funktioniert und eine Verhandlung vor Gericht konnte vermieden werden. Es war einer von etwa 300 Fällen die Johann Breier in seiner Laufbahn als Schiedsmann in Sitterswald erlebte. 

von links: Werner Stopp, der Landesvorsitzende Saarland im Bund Deutscher Schiedsmänner, Johann Breier und Markus Mahler, der Vizepräsident des Amtsgerichtes Saarbrücken
von links: Werner Stopp, der Landesvorsitzende Saarland im Bund Deutscher Schiedsmänner, Johann Breier und Markus Mahler, der Vizepräsident des Amtsgerichtes Saarbrücken

Am heutigen Mittwoch wurde der 79-Jährige im Kleinblittersdorfer Rathaus für seine 45jährige Tätigkeit als Schiedsmann ausgezeichnet. Eine einmalige Karriere im Saarland, das fand auch Werner Stopp, der Landesvorsitzende Saarland im Bund Deutscher Schiedsmänner. „Herr Breier hat 95 Prozent seiner Fälle mit einer außergerichtlichen Einigung abgeschlossen, das ist eine außerordentlich starke Leistung und beweist große Erfahrung und sehr gute Menschenkenntnis“, so Werner Stopp. Auch Markus Mahler, der Vizepräsident des Amtsgerichtes Saarbrücken war gestern in Kleinblittersdorf, überreichte eine Urkunde und gratulierte. „Schiedsmänner und -frauen sind extrem wichtig in unserer Gesellschaft und können oft eine kleine Streiterei schon im Keim ersticken. 45 Jahre in solch einer ehrenamtlichen Tätigkeit ist schon eine enorme Leistung“, so Markus Mahler. Johann Breier war Betriebsratsvorsitzender bei einem großen Unternehmen in Bübingen und zeitgleich auch Schöffe. „Damals hat mich der Bürgermeister von Kleinblittersdorf geradezu dazu gedrängt, dass ich Schiedsmann von Sitterswald werden. Ich habe es allerdings auch gerne gemacht, da ich einfach gut mit Menschen umgehen kann“, erklärt Johann Breier. 

Auch Bürgermeister Stephan Strichertz (links) und der Sitterswalder Ortsvorsteher Jürgen Laschinger (rechts) gratulierten Johann Breier.
Auch Bürgermeister Stephan Strichertz (links) und der Sitterswalder Ortsvorsteher Jürgen Laschinger (rechts) gratulierten Johann Breier.

Zu lautes Hundegebell, eine krumme Mauer oder zu hohe Hecken zwischen zwei Grundstücken sind die Klassiker der kleinen Streitereien, die der 79-Jährige hat lösen müssen. „Mir wurde in einem Wirtshaus auch schon mal gesagt, dass wir in einem Fall zwar Einigung erzielten können, aber dafür müssten wir zuerst eine Flasche Wein trinken. Am Ende wurden es zwei Flaschen, der Fall war gelöst und die beiden Streithähne konnten wieder ganz normal miteinander reden“, blickt der Sitterswalder Schiedsmann zurück. „Vor Gericht gibt es nur Gewinner und Verlierer. Wenn ein Schiedsmann Einigkeit erzielt, können beide Seiten damit leben. Das ist für das Miteinander in den Ortsteilen sehr wichtig. Deshalb sind Schiedsmänner von enormer Bedeutung“, sagte Stephan Strichertz, der Bürgermeister von Kleinblittersdorf. Johann Breier möchte die 50 Jahre als Schiedsmann noch voll machen und wurde in diesem Jahr für fünf weitere Jahre ernannt. „Ich glaube danach ist Schluss. Außerdem rufen die ja eh immer zuerst bei mir an“, sagt Elisabeth Breier, die Frau des Schiedsmannes, bevor sich beide angucken, lachen und mal wieder eine Einigung erzielt haben.

Text und Fotos: Heiko Lehmann