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Hans Pauly war beim ersten WM-Titel 1954 in Bern live dabei

Hans Pauly aus Auersmacher war 1954 beim ersten WM-Titel der Deutschen im Berner Wankdorfstadion.
Hans Pauly aus Auersmacher war 1954 beim ersten WM-Titel der Deutschen im Berner Wankdorfstadion.

Auersmacher. Es war im Frühjahr 1954. Hans Pauly aus Auersmacher schaute sich im Saarbrücker Ludwigspark die Länderspiele der Saarländischen Nationalmannschaft an. Zuerst das 1:3 gegen Deutschland und wenig später das 1:7 gegen den amtierenden Weltmeister Uruguay. Im Vereinsfußball hatte der Auersmacher schon viele Topstars der damaligen Zeit gesehen, da Saarbrücken die internationalen Topclubs nur so wegfegte (unter anderem 4:0 gegen Real Madrid). „Irgendwie hat mir das alles noch nicht gereicht. Ich wollte die beiden besten Mannschaften der Welt sehen und habe mir Endspielkarten für das Finale der WM in Bern gekauft“, erinnert sich Hans Pauly, der seine heutige Frau und damalige Freundin Gertrud mit zum Endspiel nahm. Am Finaltag war morgens um sechs Uhr Abfahrt in Saarbrücken. Wir sind mit einem Busunternehmen gefahren. Die Hälfte waren Saarländer und die andere Hälfte Pfälzer“, erinnert sich der 86-Jährige. Fast zeitgleich mit dem Überfahren der Schweizer Grenze fing es an zu regnen. „Die Pfälzer fingen plötzlich an mit Deutschland-Deutschland-Rufen und haben uns dann im Bus erklärt, dass Fritz Walter viel lieber auf einem weichen Rasen spielt, als auf einem harten Geläuf“, weiß Hans Pauly, der damals im Alter von 22 Jahren schon vier Jahre lang Spieler der ersten Mannschaft des SV Auersmacher war. „Es hat nicht mehr aufgehört zu regnen, und wir lagen nach acht Minuten schon 0:2 zurück. Alle dachten, dass wir wie in der Vorrunde (3:8) schon wieder den Allerwertesten versohlt bekommen. Doch dann rief Trainer Sepp Herberger Fritz Walter zu sich an die Außenlinie und sprach mit ihm. Und plötzlich lief unser Spiel komplett anders“, erinnert sich Hans Pauly. Seine Frau Gerda war zuvor noch nie auf dem Sportplatz und war völlig verblüfft von der Stimmung. „Die wusste gar nicht was sie erwartet. Hinter uns standen Pfälzer und Schweizer und vor uns waren nur Franzosen. Als wir in der 18. Minute denn 2:2-Ausgleich erzielten, jubelten alle um uns herum und sogar die Schweizer und die Franzosen riefen Deutschland, Deutschland“, blickt der 86-Jährige zurück.

Hans Pauly auf seiner Terrasse in Auersmacher mit Weitblick bis nach Frankreich. 1954 sah der heute 86-Jährige mit seiner Frau das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft live.
Hans Pauly auf seiner Terrasse in Auersmacher mit Weitblick bis nach Frankreich. 1954 sah der heute 86-Jährige mit seiner Frau das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft live.

An eine Szene erinnert sich Hans Pauly ganz besonders. „Es war Mitte der zweiten Halbzeit nach einer Flanke von den Ungarn. Unser Libero Werner Liebrich stand in der Mitte alleine gegen die ungarischen Weltklasse-Angreifer Ferenc Puskas und Nandor Hidegkuti. Wir befürchteten schon das schlimmste. Doch dann nahm Liebrich der Ball mit der Brust an, dreht sich noch in der Luft und schoss den Ball volley zurück in die ungarische Hälfte. Das war Wahnsinn. Ab dem Zeitpunkt wusste ich, dass ich gerade den besten Fußballern der Welt zugucke“, sagt Hans Pauly. Beim Verhalten der vermeintlichen Stars von heute auf dem Platz kann der Auersmacher nur grinsen. „Die sind doch alle viel zu selbstverliebt. Das sieht man denen doch an. Ein Ronaldo veranstaltet bei jedem Freistoß eine richtige Zirkusshow. So etwas hätte es früher nicht gegeben.“ Am Ende waren Hans Pauly und seine Frau Gerda zwei von ganz wenigen Saarländern, die live im Stadion sahen, wie Deutschland das 3:2 erzielte zum ersten Mal Weltmeister wurde. „Danach brachen alle Dämme. Die Schweizer und die Franzosen sangen mit uns Deutschland, Deutschland über alles und die Franzosen riefen andauernd Vive l'Allemagne. Es war verrückt.“ Am nächsten Morgen um 7.30 Uhr war der gelernte Plattenleger Hans Pauly wieder pünktlich auf der Arbeit in Saarbrücken. „Ich musste meinem Chef ganz genau erzählen, wie das Spiel war und bekam danach den ganzen Tag frei“, so der 86-Jährige, der am vergangenen Mittwochnachmittag nur wenig von dem berühmten Mannschaftsgeist der Deutschen sah. Mit 0:2 verlor die Nationalmannschaft und schied zum ersten mal bei einer WM in der Vorrunde aus. „Die Jungs wollten mit aller Macht eine Mannschaft werden, aber es hat nicht funktioniert. Als Manuel Neuer dann am Ende sogar noch mit nach vorne ist und wir das zweite Gegentor bekommen, war das in meinen Augen pure Verzweiflung. Es war sehr schade. Ich denke in solchen Momenten dann immer daran zurück wie damals Werner Liebrich Ferenc Puskas und Nandor Hidegkuti nass gemacht hat. Dann ist alles wieder gut.“

Text und Fotos: Heiko Lehmann