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"Am Tag hätte es Tote und Verletzte gegeben"

Von etwa 20 Hektar landwirtschaftlichen Flächen des Bliesransbachers Wolfgang Kessler spülte das Unwetter Anfang Juni den Mutterboden weg.
Von etwa 20 Hektar landwirtschaftlichen Flächen des Bliesransbachers Wolfgang Kessler spülte das Unwetter Anfang Juni den Mutterboden weg.

Bliesransbach. Berge voller Geröll, Steinen und Holz türmen sich neben der großen Reithalle auf dem Gut Hartungshof in Bliesransbach. Auch einen Monat nach dem schweren Unwetter in der Gemeinde Kleinblittersdorf sind die Aufräumarbeiten längst noch nicht beendet. „In allen Erdgeschoss-Wohnungen auf dem Hof und in den Garagen stand 1,50 Meter hoch das Wasser. Der Asphalt auf den Wegen ist auf gerissen und eine ganze Mauer ist weggebrochen. Zudem sind die Abwasserleitungen teilweise noch mit Geröll verstopft“, sagt Wolfgang Kessler, der Besitzer des Hofes. Der schlimmste Schaden ist allerdings auf den Äckern des Landwirtes entstanden.

Von etwa 20 Hektar Landwirtschaftlichen Flächen (Größe entspricht etwa 40 Fußballfeldern) wurde der Mutterboden einfach weggespült. Ein Getreideanbau ist in dieser Saison nicht mehr möglich. „Hier und da wachsen vereinzelt noch Pflanzen, doch der Großteil sind noch noch Lehm und Steine. Wir müssen versuchen das Ganze mit Humus wieder aufzuarbeiten. An die Kosten möchte ich zur Zeit noch nicht denken“, sagt der Landwirt, dessen Hof eigentlich auf einem der höchsten Punkte in Bliesransbach liegt. Wie kann dort das Unwetter so schlimm gewesen sein?

Auch der Belag in der Reithalle auf dem Hartungshof wurde weggespült.
Auch der Belag in der Reithalle auf dem Hartungshof wurde weggespült.

Ich konnte das in der Nacht selber nicht glauben, aber das Wasser kam von allen Seiten angeschossen wie Flüsse. Wir waren machtlos. Ein Freund eines Mitarbeiters von uns ist Hobbymeteorologe und er hat mir Bilder auf dem Computer gezeigt. Das Zentrum des Unwetters stand über mehrere Stunden wie eine Säule genau über uns und bewegte sich keinen Millimeter“, erklärt Wolfgang Kessler. Es gab Bürger, die der Gemeindeverwaltung vorwürfe machten, dass die Unwetterschäden bei richtigen Vorkehrmaßnahmen hätten vermieden werden können. Wolfgang Kessler kann bei diesen Behauptungen nur den Kopf schütteln.

Wassermassen schossen nachts in Bliesransbach und Kleinblittersdorf ins Tal.
Wassermassen schossen nachts in Bliesransbach und Kleinblittersdorf ins Tal.

Diese Wassermassen waren nicht zu stoppen. Es wäre verrückt, wenn man jetzt versucht Schuldige zu finden. Wir sollten bei allem Schaden lieber dankbar sein, dass das Unwetter nachts war. Am Tag hätte es Tote und Verletzte in der Gemeinde gegeben, da bin ich mir sicher“, so Wolfgang Kessler. Wie in der gesamten Gemeinde Kleinblittersdorf so war auch die Hilfe auf dem Hartungshof nahezu grenzenlos. „Ich schätze es waren in den Tagen nach dem Unwetter mehr als 100 Menschen hier und haben geholfen. Menschen, die ich gar nicht kannte und denen ich über diesen Weg Danke sagen möchte“, sagt Wolfgang Kessler. Großartige Hilfe für alle Opfer des Unwetters kam von allen Seiten.

So sah die Scherbachstraße in Kleinblittersdorf am Morgen nach dem Unwetter aus.
So sah die Scherbachstraße in Kleinblittersdorf am Morgen nach dem Unwetter aus.

Der Profiboxer aus Kleinblittersdorf Jürgen Doberstein lud zu einer Autogrammstunde mit Kaffee und Kuchen ein und spendete 1400 Euro. Genauso viel wie Tanja Fleig und das Team aus dem Pfarrheim in Kleinblittersdorf, das mehrere Märkte veranstaltete. Ein Facebook-Gruppe mit 2500 Mitgliedern organisierte zusammen mit der Gemeindeverwaltung eine Soforthilfe mit Einrichtungsgegenständen. „Wir haben etwa 100 Kühlschränke und Waschmaschinen vermitteln können“, so Gruppengründer Nico Uhl. 

Tanja Fleig und Profiboxer Jürgen Doberstein (rechts) überreichten Bürgermeister Stephan Strichertz einen Spendenscheck über 1400 Euro.
Tanja Fleig und Profiboxer Jürgen Doberstein (rechts) überreichten Bürgermeister Stephan Strichertz einen Spendenscheck über 1400 Euro.

Auf das Spendenkonto der Gemeinde Kleinblittersdorf wurden bereits 50 000 Euro eingezahlt. Und die Hilfe geht noch weiter. Am 24. und 25. August wird es in der Spiel- und Sporthalle in Kleinblittersdorf Rockkonzerte geben, deren Erlös auf das Spendenkonto geht. Der Kirchenchor, das Blasorchester und der Männergesangsverein wollen ebenfalls Benefizkonzerte ausrichten. Gleiches gilt für die Musikschule Obere Saar. Nico Speicher, ein ehemaliger Auersmacher Bürger und Chorleiter möchte mit seinem Chor aus Wiesbaden kommen und im Ruppertshofsaal in Auersmacher auftreten. Am 14. Juli werden die Franzosen auf dem gemeinsamen Fest von Groß- und Kleinblittersdorf der Gemeindeverwaltung von Kleinblittersdorf ebenfalls eine Spende überreichen.

Text und Fotos: Heiko Lehmann