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Jahrhundert-Katastrophe - unglaubliche Ausmaße

Kleinblittersdorf. Es sind unglaubliche Ausmaße, die das Jahrhundert-Unwetter in der vergangenen Nacht in Kleinblittersdorf mit sich brachte. Alle Ortsteile waren mehr oder weniger betroffen. Die katastrophalen Zustände wurde heute morgen erst richtig deutlich. Die Scherbachstraße in Kleinblittersdorf wurde komplett zerstört. Die Straßendecke hob sich in mehreren Bereichen um etwa 50 Zentimeter und die Straße erinnerte an einen Wellenteppich. 

Etwa 20 Autos wurden den Berg hinunter gespült und lagen hochkant in Vorgärten oder auf Mauern. „Wir wollten in drei Tagen mit dem Wohnmobil nach Skandinavien und haben uns extra ein Wohnmobil angeschafft. Heute nach um 3 Uhr habe ich gesehen, wie das Wohnmobil die Straße hinunter floss. Ein etwa ein Meter hoher Fluss schoss an den Hauswänden vorbei die Straße hinunter und riss alles mit sich“, beschreibt Jörg Dincher aus der Scherbachstraße das Horrorszenario

Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans war vor Ort und sicherte den Anwohnern alle nur erdenkliche Hilfe zu. Am Ortsausgang von Kleinblittersdorf wurden am Freitagmorgen die Keller ausgepumpt. 

Die Menschen standen mit Schippen und Besen vor den Haustüren und befreiten ihre Vorgärten und Gehwege von den Schlammlawinen. „Ich habe heute Nacht gesehen, wie das Wasser gekommen ist. Das war wie im Film. Ich muss meine Mutter aus dem Erdgeschoss in die erste Etage holen. Fünf Minuten später stand die Wohnung unter Wasser“, sagte Uwe Quack, der am Freitag überall mit anpackte, wo er nur konnte.

Auch vor dem Haus von Horst Calisse. Der Kleinblittersdorfer wollte am frühen Morgen einen Autofahrer stoppen, der auf die Geröllmassen und die Straßensperre zusteuerte. „Er ist einfach weitergefahren und hat mich angefahren. Ich wurde im Krankenhaus geröntgt, habe aber nur eine Prellung“, so Horst Calisse. 

In Bliesransbach wurde ein Pferd von den Wassermassen und einem Auto in der Strömung erfasst und ertrank. Kinder wurden von den Eltern durch das Fenster aus dem Erdgeschoss in die Oberen Etage gehoben. Auf dem Hartungshof mussten alle Pferde evakuiert werden und die Reithalle wurde zerstört. Fußball kann in absehbarer Zeit in Bliesransbach nicht mehr gespielt werden.

Der Platz wurde bis auf den Schotter abgetragen und der Kunstrasen schlug hohe Wellen. Sogar die Zäune wurden aus ihren Betonfundamenten gerissen.

So etwas gab es hier noch nicht. Wir können nur froh sein, dass es keine Verletzten gab. Es ist schlimm, was hier passiert ist“, sagte Bliesransbach's Ortsvorsteher Günter Lang, der wie Hans-Josef Bur, der Ortsvorsteher von Kleinblittersdorf, die ganze Nacht auf den Beinen war. 

Seit 15 Stunden sind die Feuerwehren aus dem gesamten Regionalverband ununterbrochen im Einsatz. Ein Ende ist noch nicht abzusehen. Um 17 Uhr gibt es eine Pressekonferenz zu der Katastrophe im Gerätehaus von Kleinblittersdorf. Danach gibt es auf saarlokal.de noch mehr Details.

Text und Fotos: Heiko Lehmann