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Das Publikum lachte Freudentränen im Bliesransbacher Dom

Fünfmal ausverkauft heißt die Bilanz des Kultur- und Trachenvereins Bliesransbach mit dem Mundart-Stück „Klutzkepp unn Bónkerte“.
Fünfmal ausverkauft heißt die Bilanz des Kultur- und Trachenvereins Bliesransbach mit dem Mundart-Stück „Klutzkepp unn Bónkerte“.

Bliesransbach. Nikolaus Schwindling, ein Bauersmann, der auch noch einen kleinen Kramladen betreibt, lebt im schönen Raaschbach; aber er leidet auch etwas unter dem recht strengen Regiment seines geliebten Weibes Katharina Schwindling, von ihm liebevoll „Katchje“ genannt. Da sie die Haushaltskasse sehr genau bewacht und ihrem Gatten „känn Pänning Sackgeld“ zukommen lässt, muss der arme Niggel sehr mit seinem Geld haushalten. Um noch etwas Geld für seine gelegentlichen Wirtshausbesuche mit seinem Freund und Nachbarn Johann Drescher abzweigen zu können, hat er einen genialen Einfall: Er erfindet eine uneheliche Tochter namens Magdalena Meier und schwatzt seinem Katchje monatlich 200 Euro für angebliche Alimente ab. In 25 Jahren kommt dabei ein schönes Extrageld zusammen.

Seit zwei Wochen spielt der Kultur- und Trachtenverein Bliesransbach das Mundart-Theaterstück „Klutzkepp unn Bónkerte“ auf Bliesransbacher Platt. Vier Aufführungen waren bislang ausverkauft. „Ich glaube, wir könnten das Stück zehn Mal spielen und wären jedes mal ausverkauft. Mundart ist zur Zeit wieder ein richtiger Trend“, erklärt Armin Follmar. Der 69-Jährige ist seit dem Jahr 1988 der Vorsitzende des Kultur- und Trachtenvereins und hatte gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern Stefan Klopp und Marcel Hensgen die Idee von den Mundart-Stücken. Seit fünf Jahren lassen die Bliesransbacher mit großem Erfolg ihren Dialekt wieder aufleben – alle Aufführungen waren seit dem ausverkauft. 

In der Rolle des Nikolaus Schwindling will Stefan Klopp auf den Händen nach Gräfinthal laufen, wenn er lebend aus der Nummer rauskommt.
In der Rolle des Nikolaus Schwindling will Stefan Klopp auf den Händen nach Gräfinthal laufen, wenn er lebend aus der Nummer rauskommt.

Verantwortlich für die Mundart-Stücke ist Stefan Klopp, der stellvertretende Theaterleiter des Vereins. 14 Tage lang hat der 42-Jährige täglich drei Stunden das Stück auf Bliesransbacher Platt umgeschrieben. Im Original heißt das Stück „Das Verlegenheitskind“ von Franz Streich. „Das ist schon viel Arbeit, aber Theaterspielen ist mein Hobby. Mir macht das Spaß“, sagt Stefan Klopp, der selber mit Nikolaus Schwindling die Hauptrolle spielt. Und als während des Stücks alles aufzufliegen droht, sagt Klopp alias Schwindling. „Wenn ich das do überläwe, laaf ich uff de Hänn no Gräfinthal.“ etwa 200 Leute hielt es in dieser Szene vor Lachen fast nicht mehr auf den Stühlen. „Stefan spielt das einfach weltklasse. Die ganz Truppe ist toll“, lobte Susanne Becker aus Bliesransbach die Aufführung am Ende des zweiten von drei Akten. Thomas Korter kam aus Erfweiler-Ehlingen zur Aufführung in den Bliesransbacher Dom und musste sich nach dem zweiten Akt die Tränen abwischen. „Die sind einfach der Hammer. Das ist richtig aus dem Leben gegriffen. Ich habe schon lange nicht mehr so gelacht“, sagte Korter. 

Etwa 10 Leuten spielen aktiv auf der Bühne. Doppelt so viele helfen rundherum, damit alles funktioniert. Am kommenden Samstag, um 19.30 Uhr gibt es die letzte Aufführung von „Klutzkepp unn Bónkerte“ im Bliesransbacher Dom. Zum Wochenbeginn gab es in der Vorverkaufsstelle bei Tabak König in Bliesransbach noch genau zehn Karten für die fünfte Aufführung, die wohl wieder ausverkauft sein wird. Ob die ganze Geschichte um die erfundene Tochter am Ende auffliegt, oder Nikolaus Schwindling wieder alles ins Lot bringen kann, erfahren die Besucher am Samstag. Für den kommenden Herbst planen die Bliesransbacher am 22. und 23. September ein Mundart-Festival im Dom. „An beiden Tagen kommen Vereine aus dem Saarland und Lothringen und spielen Stücke in verschiedenen Dialekten“, verrät Stefan Klopp vorab.

Text und Fotos: Heiko Lehmann