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100 Jahre Barmherzige Brüder Rilchingen - Teil 4

100 Jahre Barmherzige Brüder Rilchingen - Teil 2


Historiker Franz-Ludwig Strauss aus Rilchingen-Hanweiler hat zu 100. Geburtstag der Barmherzigen Brüder Rilchingen-Hanweiler, deren Geschichte aufgeschrieben.


Rilchingen-Hanweiler. In diesem Jahr feiern die Barmherzigen Brüder Rilchingen 100 Jahre Wirken in Rilchingen.

 

Aus diesem Anlass erhielt ich den Auftrag, die Festschrift zu schreiben. Diese ist an der Rezeption des Hauses St. Vinzenz, beim Letter-Shop (Rilchingen-Hanweiler), Bahnhofstr. 6 und bei Tabak Birster (Kleinblittersdorf), Elsässer Straße 10 käuflich gegen eine Schutzgebühr von 1,00 € zu erwerben.

 

Für die Erarbeitung weilte ich mehrfach im Archiv der Brüder in Trier. Nicht alles, was ich dort vorfand, konnte ich in die Erarbeitung der Schrift aufnehmen, um den Umfang nicht zu überdehnen. In der Folge werde ich weitere Dokumente vorstellen, die mit der Frühgeschichte der Barmherzigen Brüder hier im Ort zu tun haben.

 

Probleme der frühen Jahre

 

Ein großer Mangel stellte sich sehr schnell ein, es gab nicht ausreichend Wasser für die Einrichtung, insbesondere, da schon ab Ende 1918 das Kinderheim im ehemaligen Restaurationsgebäude für etwa 25 Kinder eingerichtet worden war.

 

In den Akten des Generalrates befindet sich ein Beratungsergebnis vom 29.09.1919. Darin heißt es: „Ferner wurde über die schon wiederholt besprochene Süßwasserversorgung unseres Hauses in Bad Rilchingen verhandelt. Nachdem bereits eingehende Beratungen mit dem Gemeindevorsteher in Rilchingen sowie mit Fachleuten dieserhalb gepflogen und alle dazu raten, eine à 1000 Meter vom Hause im Berg liegende Quelle, die selbst in der größten Trockenheit nie versiegt, zu gewinnen und deren Ursprung, Ergiebigkeit und Güte inzwischen durch Nachgrabungen festgestellt ist, wurde in der heutigen Sitzung beschlossen, die Grundstücke, in der das Wasser liegt, und die zur Anlegung eines größeren Reservoirs benötigt werden, von den Eigentümern käuflich zu erwerben und Kostenanschläge über die Anlage dieser Wasserleitung etc. einzuziehen.

 

Mit dem Ankauf der Grundstücke soll der Br. Vorsteher dortselbst beauftragt werden und ermächtigt sein, diese zum Preise bis zu 1 Mark per m2 abzuschließen.“ Diese Ankäufe wurden umgehend getätigt.

 

In der gleichen Akte heißt es dann unter dem 14.10.1919

Aufgrund des Beschlusses vom 29.09.1917 eingegangenen Kostenanschläge betreffs der Wasserleitung in Bad Rilchingen wurde heute eingehend über diese Anlage gesprochen und dann mit 5 Stimmen für diese Leitungsanlage von der Quelle bis zum Hause dem Herrn Brunnenbauer Clemens und dem Bauunternehmer Weibel, beide Brebach, zum Preise von 43.5000,00 Mark zu übergeben.“ Fa. Clemens führte die Arbeiten dann aus.

 

 

Mit Datum vom 13. Februar 1922 wurde dann ein Baugesuch zum „Aufbau eines ersten und zweiten Obergeschosses auf dem Kinderheim Bad Rilchingen“ eingereicht. Erinnern wir uns nochmals der Situation des ehemaligen Restaurationsgebäudes, wie es die Brüder 1917 erwarben.

Das Gebäude bestand aus einem Kellergeschoss mit einem Erdgeschoss. Der Zugang erfolgte über eine zweiläufige Treppe.

 

 

Der Architekt plante dazu zwei Geschosse um ausreichend Platz zu erzielen. 

Der Bauschein trägt das Datum 9. März 1922: die Genehmigung erfolgte also sehr schnell.

 

Zum Baugesuch machte Bruder Vorsteher Kilian folgende Anmerkungen (Akten der Gemeinde Kleinblittersdorf aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg, Nr. 313)

 

Zu den beikommenden Zeichnungen zur Vergrößerung der Kinderheilstätte in Bad Rilchingen sei noch Folgendes erwähnt:

Das bestehende Gebäude (früher gewesenes Wirtschaftslokal des Bades) ist in baulicher Beziehung, besonders das Mauerwerk und die zwei unteren Decken, in noch gutem Zustande; nur ist der Hausflur zu schmal, den wir jedoch, soviel es sich machen lässt, zu beseitigen gedenken, wenn die vorhandene, sehr starke Balkenlage über dem Erdgeschosse, über die eine Langmauer ununterbrochen durchliegt und dadurch die Unterzüge nicht so stark zu sein brauchen. Wir haben von den schweren Fichtenstämmen viele fällen müssen und wollen dieselben zu den oberen Balkenlagen und auch für die nötigen Unterzüge gebrauchen, um nicht allzu viel Doppel-T-Träger kaufen zu müssen. Das zu erhöhende Mauerwerk wird hauptsächlich aus Ziegel- und Schlackensteinen hergestellt. Die noch vorhandenen Bruchsteine wollten wir an den beiden Giebeln, wo größere Flächen ohne Ecken vorkommen, verwenden. Um die Belastung zu vermindern, haben wir die Wände zwischen den Sälen in den Obergeschossen aus dünnen Bimssanddielen vorgesehen.

 

 

Die Treppen sollen aus Terrazzostufen ausgeführt werden; die Podeste ebenfalls aus Terrazzo oder auch, wenn möglich, mit Mosaikplatten belegt werden. Die Treppenläufe werden kaum so breit werden können wie der vorhandene Platz, aber umso besser kann das Licht der drei Fenster nach der Mitte hin wirken. 

Die Dachanlage muss fast ganz neu gemacht werden. Die noch brauchbaren Flachziegel (Biberschwänze) werden für den oberen Teil des Daches verwendet; der andere steile Teil wird mit Schiefer überdeckt. Die Decken erhalten Spalierplattenputz und Dielenfußboden außer den Aborten, Podesten usw. Der Saal im Erdgeschoss dient als Speisesaal und der daran anschließende als Aufenthaltsraum. Die übrigen Räume, außer der Verteilungsküche und den Aborten, dienen als Aufbewahrungsräume für die Kleider und andere Gegenstände der Kinder.

 

Damit die Aborte den Kindern von den Spielplätzen aus besser zugängig sind und um nicht den Haupteingang benutzen zu müssen, haben wir einen Eingang nördlich am Giebel vorgesehen, obschon die Doppeltreppe zu dem Speisesaal (ans Mauerwerk angelehnt) noch einstweilen bleiben soll. Die anderen Geschosse des Gebäudes dienen nur als Schlafsäle der Kinder und der zuständigen Brüder. In jedem Geschoss wird ein offener Waschraum nebst Wasserleitung praktisch ausgeführt. Da die Anlage einer Zentralheizung noch zu teuer ist, haben wir vor, vorläufig noch mit Öfen zu heizen. Der Raum im Untergeschoss bleibt für die Heizung reserviert und die Öffnungen für die Rohre sollen ausgescharrt werden. Ein Kamin wird ebenfalls zu demselben Zwecke etwas größer vorgesehen. Die Treppen wollten wir bis zum Speicher ausführen, um die Reisekoffer der Kinder bequemer unterbringen zu können.

 

Das nebenan liegende, sogenannte Verwaltungsgebäude [früheres Inspektorhaus] wird ebenfalls in Ordnung gebracht. Das Untergeschoss desselben soll für den Besuch der Kinder und nach oben als Schlafstätte für das Personal oder der Brüder dienen, welche nicht zwischen den Kindern schlafen.

 

Das Hauptgebäude wird für 60 – 80 Kinder eingerichtet werden, um so den vielen diesbezüglichen Anforderungen nachzukommen. Da die Notwendigkeit uns drängt und die Wohlfahrtsämter uns dringend um Aufnahme mehrerer Kinder bitten, bitten wir die zuständige Behörde ergebenst uns baldmöglichst die erforderliche baupolizeiliche Erlaubnis erteilen zu wollen.“

 

Text und Fotos: Franz-Ludwig Strauss