100 Jahre Barmherzige Brüder Rilchingen - Teil 1
Historiker Franz-Ludwig Strauss aus Rilchingen-Hanweiler hat zu 100. Geburtstag der Barmherzigen Brüder Rilchingen-Hanweiler, deren Geschichte aufgeschrieben.
In diesem Jahr feiern die Barmherzigen Brüder Rilchingen 100 Jahre Wirken in Rilchingen.
Aus diesem Anlass erhielt ich den Auftrag, die Festschrift zu schreiben. Diese wurde am 19. März vorgestellt und ist seither an der Rezeption des Hauses St. Vinzenz, beim Letter-Shop (Rilchingen-Hanweiler), Bahnhofstr. 6 und bei Tabak Birster (Kleinblittersdorf), Elsässer Straße 10 käuflich gegen eine Schutzgebühr von 1,00 € zu erwerben.
Für die Erarbeitung weilte ich mehrfach im Archiv der Brüder in Trier. Nicht alles, was ich dort vorfand, konnte ich die Erarbeitung der Schrift aufnehmen, um den Umfang nicht zu überdehnen. In der Folge werde ich weitere Dokumente vorstellen, die mit der Frühgeschichte der Barmherzigen Brüder hier im Ort zu tun haben.
Handschriftlicher Abriss zum Beginn von Rilchingen
Aus dem Archiv der Barmh. Brüder Trier
„Auf Anregung des Hochw. Herrn Weihbischofs Dr. Mönch, Präsident des diözesanen Caritasverbandes für die Diözese Trier, der uns schon seit längerer Zeit zur Errichtung eines Genesungs- und Erholungsheimes für schwächliche und tuberkulöser Knaben zu bewegen suchte, nahmen wir eine Besichtigung des zum Verkauf stehenden Solbades „Bad Rilchingen“ vor.
„Bad Rilchingen“, Station „Hanweiler Bad Rilchingen“ an der Eisenbahnlinie Saarbrücken-Saargemünd, romantisch an der Saar gelegen, war eine Besitzung der Frau Wwe. Ludwig Klein, die mit ihren Kindern, einem Sohn und einer Tochter, das 54 Morgen große Anwesen bewohnte und neben dem in den letzten 10 – 20 Jahren sehr zurückgegangenen Badebetrieb, Verabreichung von Solbäder an die Bewohner der näheren Umgebung, eine Sommerwirtschaft betrieb. Diese Restauration, mitten in einem herrlichen alten Park gelegen, bildete für viele Ausflügler der Städte Saarbrücken – Saargemünd das Ziel ihrer sonntäglichen Wanderungen. Das Wertvollste und für unsere Zwecke das Nützlichste bot aber wohl die am Rande des Geländes liegende Solquelle, die laut der uns von der Besitzerin überreichten Analyse für mancherlei Krankheiten und Beschwerden Heilung oder doch Linderung bot. Außer diesem Schatze wies die Besitzung auch noch eine schöne Edelobstpflanzung und, was für tuberkulöse Knaben in gesundheitlicher Beziehung nicht nur angenehm sondern auch vorteilhaft ist, einige Tannenwäldchen auf. All diese Annehmlichkeiten und Vorteile verwischten denn auch bald die unangenehmen Eindrücke, die das arg vernachlässigte Besitztum bot, und kam nach einigen Verhandlungen der Kauf auch bald zustande.
Am 28. März 1917 fand mit der Eröffnung dieser neuen Niederlassung auch gleichzeitig die Einführung des ersten Vorstehers statt. Der Herr Pfarrer Kandels, Pfarrer der Gemeinde Hanweiler-Rilchingen [von 1915 bis 1925] hatte die ganze Gemeinde zu dieser Feier eingeladen. Weiß gekleidete Mädchen holten den Ehrw. Bruder Rektor Lucas und den Ehrw. Br. Vorsteher Alfred aus dem Pfarrhaus ab und geleiteten sie, nachdem sie ein zu dieser Feier von dem Ehrw. Herrn Pfarrer verfasstes Gedichtchen vorgetragen und einen Blumenstrauß überreicht, zur Kirche in der vor der Kommunionbank eine mit Blumen und Grün umgebene Herz-Jesu-Statue aufgestellt war, vor der der Ehrw. Bruder Rektor den empfangenen Blumenstrauß niederlegte. Darauf zelebrierte der Herr Pfarrer ein feierliches Levitenamt und wies in der Predigt auf die Bedeutung der Gründung dieser Ordensniederlassung in der Gemeinde hin. Insbesondere hob er hervor, dass diese Ordensniederlassung, die zunächst eine Erholungsstätte für kranke und schwächliche Brüder sein soll, später zu einem Erholungsheim für schwache und tuberkulöse Knaben im Alter von 5 – 15 Jahren ausgebaut werde und dass die ganze Besitzung, das ganze Anwesen mit allen Bewohnern dem Hl. Herzen Jesu geweiht, „Herz-Jesu-Heim“ genannt werde.
An die Kommunion der Brüder schlossen sich sehr viele Gläubige aus der Gemeinde an. Anschließend zog der liebe Heiland in das Tabernakel der Kapelle im Herz-Jesu-Heim ein. Herr Pfarrer Kandels hielt dort ein feierliches Hochamt, zu dem der Kirchenvorstand, die Lehrpersonen und viele, viele Kinder und fromme Leute herbeigeeilt waren. Viele empfingen mit den Brüdern während der hl. Messe die hl. Kommunion. Das war wohl der erste und schönste Triumph, den das hl. Herz Jesu in seinem neuen Heim feierte. Von dieser Zeit an nahmen die Renovierungsarbeiten, durch die Umstände der Zeit bedungen, langsam aber den steten Fortgang. Zuerst wurden die Badezellen neu ausgebaut und zweckentsprechend eingerichtet und dann folgten nach und nach die einzelnen Räumlichkeiten der Häuser. Im Herbst 1918 bzw. im Frühjahr 1919 wurde sodann das im Park liegende Restaurationsgebäude [folgendes Bild unten rechts] einer eingehenden Renovierung unterzogen, sodass am 12. Mai 1919 mit der Aufnahme von 30 Kindern begonnen werden konnte.
Und so sind seit dieser Zeit alle 4 Wochen wechselnd ständig ca. 30 Kinder in dem Heim untergebracht. Die ärztl. Untersuchung der Kinder bei der Aufnahme und Entlassung stellte fast bei allen Kindern neben einer Gewichtszunahme von durchschnittlich 6 – 8 Pfund einen überaus guten Heilerfolg bei schon tuberkulös veranlagten Kindern fest. Der beste Beweis von der heilkräftigen Wirkung der Solquelle. Veranlasst durch diese schönen Erfolge mehrten sich dann alsbald die Anfragen betr. Aufnahme von Knaben und Erwachsenen. Leider ist es nicht möglich, unter den obwaltenden schwierigen Bauverhältnissen an eine bedeutende Vergrößerung des Kinderheimes zu gehen, indes wird daher die Vergrößerung desselben durch Aufbau eines Stockwerkes bereits erwogen.
Mehr Schwierigkeiten und einen größeren Kostenaufwand bereitet uns die Beschaffung und Zuführung gesunden salzfreien Trinkwassers. Der in dem Gelände liegende Brunnen lieferte wohl genügend Wasser für eine kleine Familie nicht aber für den Bedarf eines größeren Betriebes. Ein inzwischen neu gegrabener Brunnen, der zu Anfang viel und gutes Wasser versprach, versiegte in dem trockenen Sommer 1919 und so musste notgedrungen an eine anderweitige reichliche Beschaffung gesunden Trinkwassers gedacht werden. Nachdem wir uns dieserhalb mit orts- und sachkundigen älteren Bürgern der Gemeinde Rilchingen-Hanweiler benommen, wurden wir von diesen auf ein in dem hügeligen Gelände an der Straße Rilchingen – Auersmacher rieselnde Quelle aufmerksam gemacht. Diese Quelle, deren Ursprung wir durch Aufgrabungen feststellten, liefert durchschnittlich ca. 18.000 Liter in 24 Stunden. Obschon diese Ergiebigkeit uns etwas gering und für einen Krankenhausbetrieb kaum genügend erscheint, sahen wir uns doch gezwungen, diese Quelle (die ca. 1.000 Meter von unserer Besitzung liegt und durch natürlichen Druck bis in unsere höchst gelegenen Wohnräume geleitet werden kann) zu erwerben und uns nutzbar zu machen. Zu diesem Zwecke wurde die Ackerparzelle des Herrn K. [Name gekürzt], in der die Quelle liegt, wie auch das anliegende Grundstück des Herrn S. [Name gekürzt] käuflich von uns erworben. Die Anlage der Quellenfassung und der Wasserleitung wurde der Firma Heinr. Clemens und dem Hoch- und Tiefbauunternehmer in Brebach zum Preise von 43.000 Mark vergeben.
Inzwischen ist es uns auch gelungen, ständig einen Priester im Hause wohnen zu haben, der in unserer Kapelle täglich das hl. Opfer feiert. Die Gesellschaft vom Göttl. Wort (Steyler Missionshaus) hat sich bereit erklärt, aus ihrem Haus in St. Wendel ständig einen erholungsbedürftigen Priester uns zu überlassen, der dort neben der eigenen Erholung den in unserer Genossenschaft üblichen Gottesdienst hält.
Somit ist die Filiale Herz-Jesu-Heim in Bad Rilchingen bereits in die Reihe der größeren Niederlassungen aufgerückt und gibt berechtigte Hoffnung, dass dort mit der Zeit etwas Größeres entsteht zur Ehre des hl. Herzens Jesu und zum Wohle der leidenden Menschheit. Einen Ehren- und Freudentag durfte diese Niederlassung schon zweimal begehen, indem ihr die Ehre zuteil wurde, ihrem geistlichen Oberhirten, dem Hochw. Herrn Bischof Korum von Trier, ein gastliches Obdach zu bieten. Der Hochwürdigste Herr, der zwar für all unsere Niederlassungen ein großes Interesse zeigt und bestätigt, scheint doch dem Herz-Jesu-Heim ein ganz besonderes Augenmerk zu schenken.
Möge sein dem Herz-Jesu-Heim gewidmetes Glück und Segen verheißendes Wort in Erfüllung gehen.“
Hinweis: Die offiziellen Feierlichkeiten finden am Sonntag, 27. August 2017 statt. Um 9.30 Uhr zelebriert Weihbischof Robert Brahm in der Kapelle im Haus St, Josef das Festamt, anschließend beginnt im Festzelt die weltliche Feier mit Unterhaltung, Speis‘ und Trank.
Text: Franz-Ludwig-Strauß. Fotos: Franz-Ludwig Strauß, Ansichtskarten